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KALLE: Die Kunst der Kommunikation

Kalle: Revierkind Maskottchen
Bildnachweis: Maike Hamann

KALLE: Die Kunst der Kommunikation

Hatte ich euch schon mal erzählt, dass wir die besten Eltern von allen haben? Nicht? Also wirklich: Wir haben da ein formidables und mehr als vorzeigbares Exemplar an Erziehungsberechtigten erwischt. Eltern kann man sich nunmal nicht aussuchen, wird man ja einfach hineingeboren und dann muss man zusehen, wie man mit ihnen klarkommt. Und das ist nicht immer ganz einfach – keine Frage. Aber dann muss man sie sich halt gut erziehen. Das ist meiner kleinen Schwester Lotta und mir ganz gut gelungen. Nun gut, so ganz alleine haben wir es nicht geschafft. Oma und Opa haben da tatkräftig mitgeholfen und mit altersweiser Gelassenheit deeskalierend eingegriffen, wenn die Kommunikationen zwischen den Generationen hier und da mal auf gänzlich unterschiedlichen Wellenlängen schwang (oder immer noch schwingt).

„Wir wollen doch nur euer Bestes!“

Kennt ihr diesen Satz? Wir wollen doch nur euer Bestes? Wer bitte hat sich das ausgedacht? Und woher wissen denn Eltern immer, was genau das Beste für uns ist? Jaaaa…ich weiß doch auch, dass diese Erwachsenen mehr Lebenserfahrung haben und mehr wissen und vernünftiger sind und uns Dinge aus gutem Grund verbieten und, und, und…Für alle Situationen haben sie Tipps, Tricks, Ratschläge, Warnungen und lieb gemeinte Hinweise parat. Auch unsere Eltern waren auf dem besten Wege etwas zuuuu fürsorglich zu werden. Nichts Negatives sollte uns belasten, alle Hindernisse und Hürden wurden zur Seite geschoben, damit wir in wunderbarer Harmonie und gänzlich unbeschwert aufwachsen können. Klappte aber nicht so wirklich. Denn uns in Watte zu packen und elterliches Überengagement waren der Startschuss für eine eher suboptimal funktionierende Kommunikation.

Ich kann das alleine!

Da war zum Beispiel die Sache mit dem Schulweg. Jeden Morgen ab ins Auto und bis vor die Schule gebracht. Mir war das schon ein wenig peinlich, obwohl ich mich in guter Gesellschaft wähnte. Denn auch die meisten meiner Mitschülerinnen und Mitschüler wurden täglich zur Schule chauffiert. Unsere Großeltern schüttelten darüber mehr als verwundert ihr ergrautes Haupthaar. „Zu unserer Zeit gab‘s kein Elterntaxi – uns wurde einmal der Schulweg gezeigt und dann sind wir gelaufen, mit dem Fahrrad gefahren oder später beim Wechsel auf die weiterführende Schule in den Bus gestiegen“, erinnerten sich die beiden. „Was für ein Abenteuer“, dachte ich. Und dann hab‘ ich es gewagt! Eines schönen, sonnigen Morgens schnappte ich mir meinen Tornister, setzte meinen Fahrradhelm auf, schwang mich aufs Rad und rief meinen verdutzten Eltern zu: „Lasst den Wagen in der Garage, ich kenne den Weg und schaff das alleine!“

Es geht doch!

Und was soll ich euch sagen: An der Schule angekommen, erntete ich neidvolle und bewundernde Blicke. „Würden meine Eltern mir nie erlauben!“ „Oh man, wie gerne würde ich auch alleine mit dem Rad zur Schule!“ „Meine Eltern haben leider Angst, dass mir im Straßenverkehr was passiert.“ – Na, das ließ doch darauf schließen, dass ich nicht der Einzige war, der das Abenteuer Schulweg selbstbewusst und autark angehen wollte. Aber wie bringt man es den Eltern bei? Zum Glück gab es auch noch unsere Klassenlehrerin und Schutzmann Lars. Mit denen wurde das Thema eifrig diskutiert, und sie unterstützten uns bei unserem Wunsch, ein klein wenig selbständiger zu werden. Es gab einen Elternabend, ein Verkehrstraining, einen Sammelpunkt, wo wir uns bei schönem Wetter morgens trafen, um gemeinsam zur Schule zu fahren, und Schutzmann Lars begleitete uns, wann immer er Zeit hatte.

Helikopter und Rasenmäher

Das fanden auch unsere Großeltern nahezu vorbildlich. Und dann hatte Oma noch eine zündende Idee: Bei ihrem letzten Besuch brachte sie nicht nur ihren weltbesten und einzigartigen Apfel-Marzipan-Kuchen mit, sie stellte zudem einen kleinen Hubschrauber und einen Rasenmäher auf den Tisch. Die drei imaginären Fragezeichen, die über unseren Köpfen schwebten, wären ein klarer Fall für das Detektivtrio gleichen Namens gewesen. Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews hätten dieses Rätsel wahrscheinlich direkt gelöst. Wir dagegen schauten Großmutter verwirrt an und warteten gespannt auf die Erklärung. „Kalle, immer wenn du das Gefühl hast, über dir schwirren mal wieder deine dich über die Maßen behütenden Helikoptereltern, die auch die kleinsten Problemchen für dich ummähen und aus dem Weg räumen, obwohl du das selbst lösen könntest, dann halte ihnen den Helikopter oder den Rasenmäher vor die Nase. Als Zeichen dafür, dass Redebedarf besteht.“ Und was soll ich euch sagen! Es funktioniert!

Ach ja: Wir haben übrigens nicht nur die besten Eltern von allen, wir haben selbstverständlich auch die besten Großeltern von allen!

Von Andrea Schröder

Julia Schröder
Author: Julia Schröder

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