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Interview mit Leon Goretzka

Bildnachweis: Nicola Wirtz

In Bochum geboren und aufgewachsen, mit dem Fußballspielen bei den Bambinis des Werner SV 06 Bochum begonnen, im Alter von sechs Jahren zum VfL Bochum in die F-Jugend gewechselt, mit 17 Jahren dort sein Debüt in der 2. Bundesliga gefeiert, seit 2012 beim 1. FC Schalke 04 unter Vertrag, wo er sich mittlerweile zum Führungsspieler entwickelt hat, Deutscher Nationalspieler, Confed-Cup Sieger 2017, wo er mit dem „Silbernen Schuh“ als zweitbester Torschütze sowie mit dem „Bronzenen Ball“ als drittbester Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde…und das alles mit gerade mal 22 Jahren: Die Rede ist von Leon Goretzka!

Unsere REVIERteens-Jugendreporter Kea und Wim haben das waschechte REVIERkind besucht und durften ihn zu seinem spannenden Leben als Profifußballspieler befragen:

Wie ist Dein Tagesablauf?

In der Regel stehe ich gegen 7.30 Uhr auf. Dann trinke ich erst einmal einen Kaffee und fahre zum Training. Trainiert wird ein- bis zweimal am Tag, darüber hinaus haben wir Videoanalysen, Besprechungen, Behandlungen oder auch Interview- und PR-Termine. In der Mittagspause haben wir Zeit, uns etwas zu regenerieren. Ansonsten endet mein Arbeitstag zwischen 17 und 18 Uhr. Wenn wir ein Spiel haben, ist es ein wenig anders. Wenn wir beispielsweise sonntags spielen, reisen wir schon samstags zum Spielort. Dort übernachten wir im Hotel und reisen am nächsten Tag nach dem Spiel wieder zurück. Es ist also immer sehr zeitintensiv.

Hast oder hattest Du ein Vorbild?

Ich würde das differenzieren. Zum einen ist mein Vater von je her mein Vorbild. Und im Fußball habe ich immer Toni Kroos als Vorbild gesehen.

Fühlst Du Dich im Team wohl und als was siehst Du Dich im Team?

Ich fühle mich sehr wohl in unserer Mannschaft, ich bin ja jetzt schon im fünften Jahr auf Schalke. In dieser Zeit habe ich viel erlebt und gelernt, deshalb glaube ich, dass gerade neue Spieler in mir einen Ansprechpartner sehen. Es macht mir Spaß und ich stehe gerne zur Verfügung, um neuen Mannschaftskollegen den Einstieg zu erleichtern.

Was machst Du vor und nach dem Spiel, um Dich zum Beispiel zu motivieren und wie konzentrierst Du Dich vor dem Spiel?

In so genannten Englischen Wochen, in denen man alle drei Tage ein Spiel hast, da ist es wichtig, sich immer wieder aufs Neue zu motivieren. Da hat jeder seinen eigenen Weg und weiß, was für ihn am besten ist. Ich persönlich pushe mich meistens mit Musik.

Wie gehst Du mit einer Niederlage um und was machst Du, um Dich dann wieder zu motivieren?

Eins vorab: an Niederlagen gewöhnen werde ich mich wohl nie. Nach einem verlorenen Spiel schlafe ich oft sehr, sehr wenig. Ich glaube, früher in der Jugend war es leichter, damit umzugehen. Aber im Profigeschäft hängt sehr viel davon ab, das wird mir dann gerade nachts oft bewusst und ich liege wach. Aber man muss lernen, das zu verarbeiten, nach einem Tag abzuhaken und sich auf das nächste Spiel zu konzentrieren. Ich denke, dass das ganz wichtig ist.

Hast Du noch andere Hobbys außer Fußball?

Auf jeden Fall! Was Sport angeht, mache ich generell Ballsportarten gerne. Ich gehe gerne Tennisspielen, Bowlen, Billard spielen – eigentlich alles, was man mit Bällen machen kann. Badminton spiele ich auch sehr gerne. Abgesehen vom Sport gehe ich auch gerne ins Kino, wenn es zeitlich möglich ist.

Wann hast Du gemerkt, dass Du Fußballprofi werden kannst und was war bisher Dein größter Erfolg im Fußball?

Dass ich Profifußballer werden kann, ist mir in der Tat relativ spät bewusst geworden. Aber vielleicht ist das auch ein wenig der Schlüssel zum Erfolg, dass man eben nicht zu früh der Meinung bist, dass man es schon geschafft hat. Selbst als ich bereits in der 2. Bundesliga beim VfL Bochum gespielt habe, habe ich nach schlechten oder verlorenen Spielen oft darüber nachgedacht, wie es wohl weitergeht. Heute spiele ich in der Nationalmannschaft. Ich denke, eine realistische Selbsteinschätzung und die nötige Bodenhaftung sind sehr wichtig. Außerdem muss man bereit sein, täglich an sich zu arbeiten, um sich stetig weiter zu entwickeln. Mein größter Erfolg? Der liegt noch gar nicht lange zurück, das war der Sieg des Confed-Cups mit der Nationalmannschaft. Das war der erste große Titel, den ich gewonnen habe. Außerdem habe ich die Silbermedaille bei Olympia gewonnen. Das muss ich aber ein bisschen relativieren, weil ich mich im ersten Spiel nach einer halben Stunde verletzt habe. Aber die Mannschaft hat eine gute Leistung gezeigt und ich war ein Teil davon, deswegen darf ich das auch als Titel nennen.

Glaubst Du, dass Du bei der WM neue Erfahrungen sammeln wirst, wenn Du mitfährst?

Klar! In erster Linie ist es mein Ziel, dabei zu sein. Ich denke, ich habe beim Confed-Cup einen guten Eindruck hinterlassen und den möchte ich natürlich bestätigen. Dafür werde ich alles tun. Wenn dieser Wunsch in Erfüllung gehen sollte, bin ich mir hundertprozentig sicher, dass ich da schöne Erfahrungen sammeln werde.

Was hast Du als Teenager in Bochum gemacht?

Der Fußball stand schon damals im Vordergrund: Mit 16 Jahren habe ich bei den Profis mittrainiert und mit 17 stand ich bereits in der 2. Bundesliga auf dem Platz. Ansonsten habe ich – nicht immer zur Freude meines Papas – extrem gerne und viel Zeit vor der Konsole verbracht. Also eigentlich alles stinknormal (lacht).

Wo siehst Du Dich in fünf Jahren?

Ich glaube, Fußball ist ein sehr schnelllebiges Geschäft, deswegen ist es schwierig, eine Prognose abzugeben, wo man in fünf Jahren ist. Ich hoffe einfach, dass ich mich sowohl persönlich als auch fußballerisch weiterentwickelt haben werde. Und auch in meinem Privatleben schon die nächsten Schritte gegangen bin. Ich bin sehr gespannt, wo ich in fünf Jahren bin.

Was hältst Du von Frauenfußball und verfolgst Du auch internationale Spiele der Frauennationalmannschaft?

In der Tat! Selbst von der Bundesliga kriegt man leider, wie ich finde, sehr wenig mit, nahezu gar nichts, das ist schade. Bei Olympia haben wir die Frauenfußball-Nationalmannschaft getroffen. Bei einem gemeinsamen Abendessen konnten wir uns ausführlich austauschen.

Gab es in Deinem Leben auch Momente, an denen Du gezweifelt hast, dass Du ein Profi werden kannst, und hattest Du dann einen Plan B?

Ja, auf jeden Fall! Das ist auch etwas, das ich jedem nur mit auf den Weg geben kann. Ich hatte das Glück, dass meine Eltern immer sehr dahinter her waren, dass ich meine schulische Ausbildung nicht vernachlässige. Deswegen habe ich mich auch erst relativ spät entschieden, den VfL Bochum zu verlassen. Ich hatte schon recht früh erste Angebote von größeren Bundesligavereinen, aber es war mir wichtig, mein Abitur zu machen. Das ist mir im Endeffekt auch gelungen, worauf ich echt stolz bin. Ich habe zu diesem Zeitpunkt schon zwei Jahre Bundesliga gespielt, einmal sogar Champions League, das heißt, ich war sehr viel unterwegs und hatte dadurch extrem viele Fehlstunden, die ich aufarbeiten musste. Aber zur Ausgangsfrage: im Profifußball gehört auch immer eine Portion Glück dazu, im richtigen Moment gute Leistungen abzuliefern und es ist ein sehr schnelllebiges Geschäft, umso wichtiger ist es, dass man sich alle Türen offen hält, wenn es mit dem Fußball vielleicht doch nicht klappen sollte.

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