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Urlaub und Verreisen ohne Eltern

Bildnachweis: ©cppzone - Fotolia.com

Schon wieder Urlaub mit den nervigen Geschwistern im Schrebergarten? Oder mit den Eltern irgendwo in der Pampa, wo es nicht einmal Internet gibt? Nee, lass mal! Viel lieber würdest Du doch mit Deinen besten Kumpels Abenteuer in der Wildnis erleben, mit Deiner besten Freundin die Shopping- Metropolen der Welt unsicher machen oder mit Deiner Clique am Strand abhängen und Partys unterm Sternenhimmel feiern.

Viele Jugendliche wünschen sich früher oder später, das erste Mal alleine ohne Eltern in den Urlaub zu fahren. Bevor Du allerdings volljährig bist, ist das gar nicht so einfach. Wir erklären Dir, warum betreute Jugendreisen für den Anfang ein guter Kompromiss sind, mit dem sicher auch Deine Eltern einverstanden sind und worauf Du bei der Buchung achten solltest.

Der Wunsch nach Unabhängigkeit
Wenn Du älter wirst, ist es ganz normal, dass Du mit der Zeit unabhängiger von Deinen Eltern sein möchtest. Du möchtest eigene Erfahrungen sammeln, Deine eigene Sicht auf die Welt entwickeln und Dich neuen Herausforderungen stellen. Dazu gehört auch der Wunsch, das erste Mal ohne die Eltern zu verreisen. Deine Eltern sind dadurch vielleicht zunächst verunsichert. Für viele ist es schwer, das eigene Kind für längere Zeit unbeaufsichtigt zu lassen oder in die Obhut anderer zu geben. Das bedeutet nicht, dass sie Dich kontrollieren möchten, vielmehr haben Eltern in dieser Situation oft Angst um Deine Gesundheit und Deine Sicherheit, für die sie bislang immer selbst verantwortlich waren. Zwar gibt es in Deutschland kein Gesetz, das es unter 18 Jährigen verbietet, allein zu verreisen, allerdings nehmen Jugendherbergen, Zeltplätze, Ferienwohnungen und Hotels Jugendliche unter 14 Jahren nämlich nicht als Alleinreisende auf. In vielen Fällen verlangen die Unterkünfte auch bei älteren Jugendlichen, dass mindestens eine
volljährige Begleitperson dabei ist. Außerdem bist Du vor dem 18. Lebensjahr nicht voll geschäftsfähig. Das bedeutet, Du kannst weder Flüge noch Unterkünfte ohne das Einverständnis
Deiner Eltern buchen. Aber keine Sorge, natürlich gibt es dennoch Möglichkeiten, wie Du ohne Eltern verreisen kannst.

Zufriedenheit auf beiden Seiten
Einen guten Kompromiss, sowohl für Dich als auch für Deine Eltern, stellen betreute Jugendreisen dar. Diese werden von Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe wie z.B. Sportvereinen oder Kirchengemeinden angeboten oder von kommerziellen Reiseunternehmen. Bei einer betreuten Jugendreise verreist Du in der Regel mit einer Gruppe Gleichaltriger, die während der An- und Abreise und vor Ort von ausgebildeten Betreuern beaufsichtigt und betreut wird, so dass auch medizinische Hilfe stets verfügbar ist. Du verreist also ohne Deine Eltern, bist jedoch nicht komplett auf Dich allein gestellt. Das ist einerseits beruhigend für Deine Eltern, andererseits kannst Du Dir sicher sein, dass Du genug Zeit für Entspannung und Spaß hast, da Du Dich nicht noch um die Verpflegung oder das Programm vor Ort kümmern musst. Die Betreuer sind meist noch vergleichsweise jung und dadurch etwas entspannter als die eigenen Eltern. Ihr werdet vor Ort voll verpflegt und könnt das Programm in der Regel mitbestimmen. Die Palette an angebotenen Jugendreisen ist gigantisch. Die Reisen unterscheiden sich in der Zielgruppe  und damit in erster Linie in der Altersgruppe. Neben Reisezielen in Deutschland und Europa werden auch entferntere Reiseziele wie Amerika oder Asien angeboten. Außerdem gibt es Jugendreisen mit speziellen Schwerpunkten wie bestimmten Sportarten, Sprachen oder anderen Interessen wie Naturwissenschaften oder Kultur. Es empfiehlt sich also, im Vorfeld ein wenig zu recherchieren und zu überlegen, wie genau Du Dir den Urlaub ohne Eltern vorstellst, bevor Du Deinen Eltern in einem ruhigen Gespräch von Deinem Wunsch erzählst. Viele Eltern waren in ihrer Jugend selbst mal im Ferienlager oder mit einer Jugendgruppe unterwegs. Frag sie doch mal nach ihren Erfahrungen.

Was erwartet mich bei einer Jugendreise?
Du lernst jede Menge neue Leute kennen und entdeckst vielleicht ein neues Hobby oder lernst eine neue Sprache. Ganz nebenbei wirst Du ohne Deine Eltern etwas selbstständiger und sammelst Erfahrungen im sozialen Umgang mit neuen Leuten. Du lernst Verantwortung zu übernehmen und die neue Umgebung und die neuen Bekanntschaften helfen dabei, Selbstvertrauen aufzubauen. Wenn Du eher schüchtern bist, solltest Du vielleicht überlegen, zusammen mit Freunden zu buchen. Beachtet jedoch, dass sich Jungs und Mädels in der Regel keine Zimmer teilen dürfen. Bezüglich der Unterbringung solltest Du kein luxuriöses Hotel erwarten. Bei vielen Jugendreisen wird im Mehrpersonen-Zelt gecampt oder Ihr seid in kleinen Bungalows oder Jugendherbergen mit Gemeinschaftsbadezimmern untergebracht. Aber die meiste Zeit werdet Ihr ohnehin unterwegs oder beschäftigt sein. Ihr fahrt schließlich nicht in den Urlaub, um auf dem Zimmer oder im Zelt zu sitzen. Sportarten ausprobieren, Lagerfeuer, Disko, spannende Ausflüge und coole Spiele gehören eigentlich zu allen gut organisierten Jugendreisen dazu. Das Programm ist normalerweise im Reisepreis enthalten und bietet meist ein bis zwei Ausflüge pro Woche und eine Abendveranstaltung. Auf Wunsch kannst Du weitere Programmpunkte dazu buchen, die dann aber kostenpflichtig sind. Bei kommerziellen Reiseanbietern sind die verschiedenen Programmpunkte meist freiwillig, während bei Vereinen die gesamte Gruppe am zuvor gemeinsam entwickelten Programm teilnimmt. Du wirst sicher feststellen, dass Euch die Betreuer vielleicht etwas mehr durchgehen lassen, als Eure Eltern. Nichtsdestotrotz gelten natürlich auch während einer Jugendreise weiterhin Gesetze wie das Jugendschutzgesetz, das den Konsum von Tabak und Alkohol regelt. Solltest Du gegen gesetzliche Regelungen verstoßen oder Absprachen zwischen der Gruppe und den Betreuern missachten, so hat das Konsequenzen. Wer zu sehr über die Stränge schlägt, kann von der Reise ausgeschlossen werden und muss dann von den Eltern unverzüglich abgeholt werden. Und das ist vor allem eines: peinlich für alle Beteiligten!

Wie finde ich die perfekte Reise für mich?
Im Gegensatz zu einem T-Shirt kann man eine Reise nicht umtauschen. Deshalb ist es wichtig, sich im Vorfeld genau zu informieren. Folgende Fragen solltest Du Dir selbst stellen: Möchte ich allein oder mit Freunden reisen? Wieviel Geld möchte/kann ich ausgeben? Was erwarte ich von der Reise? Was interessiert mich und was wollte ich schon immer mal ausprobieren? Da Deine Eltern immer noch endgültig entscheiden, welche Reise gebucht wird, solltet Ihr gemeinsam noch die folgenden Punkte diskutieren: Reiseziel, Altersgruppe und Bezahlung der Reise. Gerade wenn es Deine erste Reise ohne Eltern ist, empfiehlt es sich, ein nicht allzu weit entferntes Reiseziel zu wählen. So ist sichergestellt, dass Du im Notfall schnell nach Hause kommst. Außerdem erspart es Dir eine lange Anreise und die Menschen an Deinem Reiseziel sprechen die gleiche Sprache. Eine Reise ins Ausland empfiehlt sich eher für Ältere und all diejenigen, die schon Erfahrungen mit dem alleinigen Reisen gesammelt haben. Hier spielt in gewissem Maße auch Dein persönlicher Entwicklungsstand eine Rolle, ebenso wie bei der Wahl der Altersgruppe, mit der Du verreist. Viele Angebote sind speziell auf bestimmte Altersgruppen zugeschnitten. Es
gibt allerdings auch Grenzbereiche, in denen Du Dich vielleicht schon zu alt für Deine Altersgruppe fühlst. Entscheide zusammen mit Deinen Eltern, was Du Dir zutrauen möchtest. Es gibt jedoch auch Angebote, für die Du schlicht zu jung sein könntest, da bestimmte Programmpunkte wie z.B. ein Diskobesuch erst ab einem bestimmten Alter erlaubt sind. Bei den Reisekosten empfiehlt es sich, dass sowohl Deine Eltern als auch Du einen Teil übernehmen. So bekommst Du einerseits ein Gefühl dafür, wieviel so eine Reise kostet und andererseits kannst Du Dir von Deinem Geld, wenn Du magst, auch noch ein paar Extras gönnen, wie beispielsweise einen coolen Ausflug. Du solltest Dich jedoch mit Deinen Eltern auf ein Gesamtbudget einigen. Die wichtigsten Kriterien, nach denen Du Dich letztendlich für ein Angebot entscheidest, sollten Deine persönlichen Interessen, die geeignete Altersgruppe, das vereinbarte Reisebudget und das Reiseziel sein. Auf den Internetseiten der kommerziellen Anbieter kannst Du die verfügbaren Reiseoptionen meist genau nach diesen Kriterien durchsuchen. Wenn Du lieber mit einem Jugendhilfeverein aus Deiner Umgebung verreisen möchtest, empfiehlt sich ein Blick auf die Seiten des jeweiligen Stadtjugendrings. Diese bieten oft eine Übersicht über die Reisen und Freizeiten der ansässigen Vereine. Oder Du suchst gezielt bei Vereinen Deiner Wahl, beispielsweise Deinem Sportverein. Für Jugendreisen gilt übrigens das Gleiche wie für normale Reisen: Je früher Du buchst, desto sicherer ist es, dass Du noch einen Platz bekommst. Manchmal werden auch Frühbucherrabatte angeboten. Wer allerdings erst im Mai nach Angeboten für den Sommer sucht, muss sich meist mit Restplätzen zufriedengeben. Gerade beliebte Anbieter und Reiseziele sind schnell ausgebucht.

Woran erkenne ich einen seriösen Anbieter?
Grundsätzlich gilt: Angebote, die keine Möglichkeit zur kostenlosen Kontaktaufnahme mit dem Veranstalter bieten, sind ebenso kritisch zu betrachten wie Anbieter, die abweisend auf konkrete Nachfragen reagieren. Denn auf diese Weise kann kein vertrauensvolles Verhältnis aufgebaut werden. Dieses ist jedoch gerade bei der Wahl einer Jugendreise sehr wichtig, da es üblich ist, dass Du die zuständigen Betreuer erst bei der Anreise oder am Reiseziel kennenlernst. Deine Eltern haben also keine Möglichkeit, Dich einer konkreten Aufsichtsperson zu übergeben, sondern müssen dem Veranstalter quasi blind vertrauen. Insbesondere bei auffallend günstigen Angeboten ist Vorsicht geboten. Dann muss der Veranstalter an wesentlichen Stellen sparen, das heißt bei der Betreuung, der Sicherheit, dem Programmangebot, der Unterkunft oder dem Service. Teilweise steht bei derartigen Angeboten im Kleingedruckten, dass zwar Betreuer vor Ort sind, diese jedoch keinerlei Verantwortung für das Handeln der Jugendlichen übernehmen. Vertrauenswürdige Anbieter hingegen legen sehr viel Wert auf ein ausgefeiltes Betreuungskonzept und ein anspruchsvolles Auswahlund Ausbildungsverfahren ihrer Reiseleiter
und Betreuer. Zur besseren Einschätzung, ob es sich bei einem Veranstalter um einen seriösen
Anbieter handelt, gibt es verschiedene Qualitätssiegel, wie beispielsweise das SICHER GUT! -Siegel des Bundes-Forums Kinder- und Jugendreisen e. V. oder das Qualitätssiegel „Geprüfte Reisenetz Qualität“ vom Deutschen Fachverband für Jugendreisen Reisenetz. Weitere Informationen zu diesen und vielen weiteren Qualitätssiegeln und den Kriterien zur Vergabe findet Ihr auf reisenetz.org. Ein Qualitätssiegel bescheinigt dem Anbieter, dass er bestimmte Kriterien erfüllt, die für eine gelungene und sichere Reise unverzichtbar sind. Es ist aber kein alleiniger Garant für einen reibungslosen Reiseverlauf. Die folgende Checkliste zeigt Dir und Deinen Eltern, woran Ihr einen guten Anbieter noch erkennen könnt.

• Die Reisebeschreibung informiert verständlich über die erbrachten Leistungen: Ausstattung von Unterkünften und Transportmitteln, Anreiseoptionen, Verpflegung, Betreuungsleistungen, mögliche Nebenkosten, buchbare Programminhalte

• Verständlich formulierte Allgemeine Geschäftsbedingungen zu den Themen Mindestteilnehmerzahl, Zahlungsmodalitäten, Reiserücktritt sowie ausreichende Informationen
zu Insolvenzschutz und zur Veranstalterhaftpflicht

• Verpflichtung zur Einhaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen

• Genaue Angaben zu Kontaktdaten und Erreichbarkeit des Veranstalters, zum Notfallmanagement während der Reise, zum Betreuungsschlüssel und auf Wunsch auch zum Betreuungskonzept

• Der Veranstalter garantiert die Erreichbarkeit des Teilnehmers vor Ort und kann bei Notfällen rund um die Uhr kontaktiert werden

• Die im Aktivprogramm enthaltenen Leistungen und vor Ort anfallende Zusatzkosten sind klar ausgewiesen, ebenso verpflichtende und freiwillige Programmpunkte

• Ausführliche Beschreibung der Unterbringung: Bettenanzahl, sanitäre Einrichtungen, Aufsichtskonzept in der Nacht, mögliche Nutzung der Unterkunft durch andere Gäste, Aussagen
über vorhandenes Bettzeug und Handtücher, Verfügbarkeit kostenloser Getränke, Verpflegungsoptionen, Möglichkeit zur Taschengeldund Wertgegenstandsverwahrung

• Der Beginn der Reise ist klar definiert, da erst ab diesem Zeitpunkt die Veranstalterhaftpflicht greift und die Übertragung der Aufsichtspflicht stattfindet

• Zur An- und Abreise gibt es klare Aussagen über die gewählten Transportmittel, die wahrscheinliche Route und die Betreuung, die gesetzlichen Lenk- und Ruhezeiten werden eingehalten Reisenetz bietet als deutscher Fachverband für Jugendreisen unter reisenetz.org einen ausführlichen Jugendreiseratgeber. Weitere Informationen findet Ihr auch auf den Seiten des Bundes-Forums Kinder- und Jugendreisen e. V. unter bundesforum.de.

Bettina Fischer

 

 

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