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JeKits – Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen

JeKits: Mädchen tanzen
Bildnachweis: ©Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

JeKits – Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen

Wie wäre es, wenn jedes Kind unabhängig von sozialer Herkunft und familiärem Umfeld in seiner Grundschule die Möglichkeit hätte, ein Musikinstrument zu erlernen? Diese Idee lag dem musikpädagogischen Programm „Jedem Kind ein Instrument – JeKi“ zugrunde, das vor rund 20 Jahren in Bochum seinen Anfang nahm. Ein einzigartiges Pilotprojekt, das überzeugte, enorme Strahlkraft entwickelte und seitdem viel bewegt hat. Manfred Grunenberg, ehemaliger Leiter der Musikschule Bochum, legte damals zusammen mit der Zukunftsstiftung Bildung in der GLS Treuhand Bochum e.V. den Grundstein für das Projekt. Gemeinsam mit Lehrkräften der Musikschule, Lehrerinnen und Lehrern der Bochumer Grundschulen sowie Vertretern der Zukunftsstiftung Bildung wurde über mehrere Monate das Konzept dazu entwickelt, das 2003 zunächst in zehn Bochumer Grundschulen an den Start ging. In den Folgejahren wurden kontinuierlich alle Bochumer Grundschulen und Förderschulen mit in das Programm einbezogen.

„Wir wollten eine elementare musikalische Arbeit mit Grundschulkindern auf den Weg bringen und dafür Musik- und Grundschulen verzahnen“, so Manfred Grunenberg. Wichtig war den Initiatoren dabei, alle Kinder im Blick zu haben und ihnen den Zugang zu nahezu allen Instrumenten zu ermöglichen. „Das einzige Instrument, das damals ausgenommen wurde, war das Klavier, weil es den finanziellen Rahmen sprengte und die Kinder es nicht mit nach Hause nehmen konnten. Das hat sich geändert, seit es die deutlich kostengünstigeren und kleineren E-Pianos gibt“, erklärt der ehemalige Musikschulleiter.

Das Programm war auf zwei Jahre als Ergänzung des regulären Musikunterrichts angelegt und richtete sich an die Schulanfänger. Im ersten Schuljahr wurden die Kinder im Klassenverbund an die Welt der Musik herangeführt und lernten dabei neben Noten vor allem die verschiedenen Musikinstrumente kennen. Unterrichtet wurden sie von einem „Tandem“, bestehend aus einer schulischen Musiklehrerin sowie einer Lehrkraft aus der Musikschule. Im zweiten Jahr stand der Instrumentalunterricht in Kleingruppen auf dem Stundenplan. Die Kinder hatten sich dafür ihr Wunschinstrument ausgesucht, das sie als kostenlose Leihgabe auch mit nach Hause nehmen durften.

Was in Bochum begann, sollte alsbald im gesamten Ruhrgebiet zum Standard werden. Die Initialzündung dafür ging von einem Konzert des Youth Orchestra aus Venezuela aus, dem 2006 der damalige NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers beiwohnte. In Venezuela erhalten alle Kinder auf Staatskosten eine musikalische Ausbildung. Auf eine Kopie der Pressemeldung notiert Rüttgers die Bemerkung: „Ist Venezuela nicht überall? Warum nicht auch bei uns?“ und schickte die Bemerkung an seinen späteren Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff. Auf der Suche nach einem Konzept, um das Venezuela-Projekt im Ruhrgebiet zu realisieren, erinnerte sich die Musikreferentin der Staatskanzlei an das JeKi-Projekt in Bochum. Nach ersten Gesprächen war klar: JeKi wird zur Landessache und von der Kulturstiftung des Bundes, dem Land Nordrhein-Westfalen und der Zukunftsstiftung Bildung in der GLS Treuhand e.V. als Projekt für das Kulturhauptstadtjahr 2010 ausgewählt. 2011 übernimmt das Land NRW die alleinige Förderung. Damit ist aus dem lokalen Projekt aus Bochum ein landesweites Programm geworden.
Und was Manfred Grunenberg bereits in den Anfängen forderte – das Programm inhaltlich zu erweitern und das Singen und Tanzen als zusätzliche Bereiche mit aufzunehmen, wurde 2015 Realität. Aus „JeKi“ wurde „JeKits – Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen“ und ist mittlerweile das zentrale kulturelle Bildungsprogramm in Grund- und Förderschulen des Landes Nordrhein-Westfalen. Mit rund 78.000 Schülerinnen und Schülern an über 1.000 Schulen sowie rund 145 beteiligten Musik- und Tanzschulen in ganz NRW ist es bundesweit das größte Programm seiner Art.

Das Programm
Die Grund- oder Förderschule entscheidet sich gemeinsam mit ihrem außerschulischen Bildungspartner für einen der drei Schwerpunkte von JeKits (Instrumente, Tanzen oder Singen), den sie an ihrer Schule anbieten möchte. Das Programm startet entweder im ersten oder zweiten Schuljahr.

Instrumente – Singen – Tanzen
Im Schwerpunkt Instrumente ermöglicht JeKits den Kindern das gemeinsame Musizieren und gibt ihnen einen fundierten Einstieg ins Instrumentalspiel. Im Schwerpunkt Tanzen werden Kinder an tänzerische Grundbewegungen herangeführt und lernen unterschiedliche Darstellungs- und Bewegungsformen des zeitgenössischen Tanzes kennen. Der Schwerpunkt Singen bietet allen Kindern den Einstieg in das gemeinsame Singen. Sie erleben durch erste Lieder und Stimmspiele die Vielfalt der eigenen stimmlichen Möglichkeiten und machen erste Erfahrungen im Chorsingen in der Klasse.

Das erste JeKits-Jahr
Das erste JeKits-Jahr bietet eine musikalische bzw. tänzerische Grundbildung für alle Kinder einer JeKits-Schule als Einstieg in das gemeinsame Musizieren oder Tanzen. Die Kinder machen erste grundlegende Erfahrungen im Instrumentalspiel, Tanzen oder Singen. Der Unterricht findet im Klassenverband statt und umfasst eine Schulstunde innerhalb der Stundentafel. Der Unterricht ist verpflichtend und kostenfrei.

Das zweite JeKits-Jahr
Ab dem zweiten JeKits-Jahr wird auf den im ersten JeKits-Jahr gelernten Inhalten aufgebaut. Das gemeinsame Musizieren oder Tanzen in der Gruppe findet nun entweder im „JeKits-Orchester“, im „JeKits-Tanzensemble“ oder im „JeKits-Chor“ statt – je nach gewähltem Schwerpunkt der Grundschule. Gleichzeitig erweitern die Kinder im Rahmen des JeKits-Unterrichts ihre Fertigkeiten am gewählten Musikinstrument, am Körper bzw. der Stimme. Die Kinder erhalten in allen drei Schwerpunkten jeweils zwei Unterrichtsstunden pro Woche. Der Unterricht ist freiwillig und kostenpflichtig und bedarf einer Anmeldung. Für den Schwerpunkt Instrumente fallen maximal 26 Euro, für den Schwerpunkt Tanzen maximal 19 Euro und für den Schwerpunkt Singen maximal 13,50 Euro pro Monat an. Kinder aus einem wirtschaftlich schwächer gestellten Umfeld, können von der Beitragspflicht befreit werden.

Weitere Infos: www.jekits.de

Mehr zum Thema „Kinder und Musik“ gibt es hier.

Julia Schröder
Author: Julia Schröder

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