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Gesundheit: Diabetes bei Kindern

Diabetes bei Kindern. Mädchen bekommt Blut im Finger abgenommen
Bildnachweis: ©Pixel-Shot- shutterstock

DIABETES bei Kindern

Wenn Kinder viel trinken und häufig auf die Toilette müssen, sollten bei Eltern die Alarmglocken schrillen, denn die Kinder könnten Diabetes haben. Jedes Jahr er kranken mehr Kinder an Typ 1-Diabetes, und auch Typ 2 Diabetes wird immer häufiger diagnostiziert. Damit ist Diabetes die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen und kann bereits bei Säuglingen auftreten.

Was ist Kinderdiabetes?
Kinderdiabetes ist eine Stoffwechselkrankheit aufgrund von Insulinmangel oder Resistenz gegen das Hormon Insulin. Diabetes mellitus, aus dem Griechischen und Lateinischen mit „honigsüßer Durchfluss“ übersetzbar, wird umgangssprachlich als „Zuckerkrankheit“ bezeichnet, was das Hauptsymptom – den dauerhaft zu hohen Blutzuckerspiegel – beschreibt.
Die gängige Form des Diabetes, die bereits im Kindesalter auftritt, ist der sogenannte Diabetes Typ 1. Bei dieser Form hat die Bauchspeicheldrüse die Insulinausschüttung eingestellt, was zu erhöhten Blutzuckerwerten führt. Die Krankheit ist zwar nicht heilbar, dafür aber gut behandelbar. Nach der Diagnose muss mehrmals täglich das lebensnotwendige Insulin gespritzt werden. Zur Bestimmung der richtigen Menge der Insulininjektion muss zuvor der Blutzucker bestimmt werden, indem durch einen Pieks in die Fingerkuppe ein Bluttropfen entnommen wird. Die Ursache für diese Autoimmunerkrankung ist immer noch unklar.
Beim Diabetes vom Typ 2 ist zwar Insulin vorhanden, aber Ausschüttung und Wirkung des Hormons sind gestört. Kinderdiabetes Typ 2 kann die Folge von Übergewicht, falscher Ernährung und Bewegungsmangel im Zusammenspiel mit einer genetischen Veranlagung sein, sodass besonders übergewichtige Kinder ein Risiko für diesen Diabetestyp aufweisen. Experten schätzen, dass von den stark übergewichtigen Jugendlichen in Deutschland ungefähr jeder Hunderte einen Typ-2-Diabetes hat.

Ähnliche Symptome
Eines der ersten Anzeichen für Kinderdiabetes ist starker Durst verbunden mit übermäßigem Harndrang. Ein diabeteskrankes Kind trinkt mehrere Liter Flüssigkeit pro Tag. Weitere Anzeichen für beide Typen des Kinderdiabetes sind Juckreiz, übermäßige Müdigkeit und Gereiztheit, eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen, Gewichtsverlust sowie ein Nachlassen der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Beim Kinderdiabetes Typ 1 treten diese Symptome sehr plötzlich – innerhalb weniger Tage bis Wochen – auf; bei Kindern, die an Diabetes Typ 2 erkranken, entwickeln sich die Symptome langsamer. Wenn Kinder diese Symptome zeigen, sollte unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden, der im Krankheitsfall die Diagnose stellen und den Typ des Diabetes bestimmen kann.

Mit der Krankheit leben
Wenn ein Kind an Typ-1-Diabetes erkrankt, stürmt zunächst eine Vielzahl von Gefühlen auf die Eltern ein: Sorgen und Ängste, manchmal auch Selbstvorwürfe sowie Gefühle von Ohnmacht und Überforderung. Die betroffenen Kinder dagegen gehen oft viel unbekümmerter mit der neuen Situation um, weil Kinder grundsätzlich leichter in veränderte Lebensumstände hineinwachsen. Diese Erfahrung kann Eltern dabei helfen, die Krankheit nicht unnötig zu dramatisieren. Versuchen Sie, Ihr erkranktes Kind nicht spüren zu lassen, wenn Sie sich Sorgen machen oder sich überfordert fühlen. Natürlich sollte die Diabeteserkrankung ernst genommen werden. Aber mit der „Zuckerkrankheit“ lässt sich heutzutage ein ziemlich normales Leben führen. Und genau das sollten Eltern ihren Kindern vermitteln. Wichtig ist, dass das Kind, die Familie und Betreuungspersonen in Schule und Kindergarten genau über den Diabetes und den Umgang aufgeklärt sind. Tritt ein zu hoher oder zu niedriger Blutzuckerspiegel auf, müssen die Anzeichen erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen getroffen werden.

Information und Aufklärung
Eine Diabetesschulung schafft die besten Voraussetzungen, sich intensiv mit der Krankheit und ihrem Umgang vertraut zu machen. In der Schulung werden die erkrankten Kinder zu kleinen Gesundheitsexperten ausgebildet – und auch ihre Eltern. Sie lernen alles, was für ein erfolgreiches Selbstmanagement nötig ist: Blutzucker messen, den Insulinbedarf ermitteln, Insulin spritzen – alle diese Dinge werden nach einiger Zeit so selbstverständlich sein wie das Zähneputzen.
Der Typ-1-Diabetes wird durch ein absolutes Versagen der Zellen in der Bauchspeicheldrüse verursacht, sodass der Körper kein Insulin mehr produziert. Aber dieser Funktionsausfall lässt sich heute gut behandeln und ausgleichen: Mithilfe von ausgeklügelten Insulintherapien gelingt es, die Arbeit der Bauchspeicheldrüse nachzuahmen. Zum Insulinspritzen werden sogenannte Pens verwendet, mit denen auch Kinder in aller Regel gut zurechtkommen.

Familienzusammenhalt ist wichtig
Manchmal zeigen sich Stolpersteine oft erst im Alltag. Daher ist es gut, wenn Eltern durch die Schulung darauf vorbereitet sind. Das gibt ihnen die notwendige Gelassenheit zum Beispiel, wenn der HbA1c Wert nicht im gewünschten Bereich liegt. Dieser Wert beschreibt, wie hoch der Blutzucker in den letzten acht bis zwölf Wochen war. Als Elternteil sollte man sich die Zeit nehmen, die Erkrankung des Kindes zu verstehen und zu lernen, mit ihr umzugehen. Wenn Sie beispielsweise bei jeder Blutzuckerkontrolle oder jedem Katheterwechsel spürbar angespannt sind, dann merkt das auch Ihr Kind und das kann seine eigene Haltung zur Krankheit beeinflussen. Akzeptanz braucht Zeit. Vielleicht ist es Ihnen als Familie möglich, sich im Alltag Rituale rund um den praktischen Umgang mit der Erkrankung zu schaffen.
Prüfen Sie, ob sich Nachlässigkeiten in die Therapie eingeschlichen haben oder ob es andere Ursachen dafür gibt. Denn aus möglichen Fehlern kann man lernen. Läuft es mit der Diabeteseinstellung nicht optimal, können Sie sich auch jederzeit Rat und Unterstützung holen, beispielsweise beim Arzt oder bei anderen professionellen Helfern. Insgesamt ist es wichtig, dass die Familie zusammenhält. Gibt es Geschwisterkinder, sollten diese nicht zu kurz kommen: Planen Sie für Geschwisterkinder immer auch Zeiten ein, in denen ihnen die ungeteilte Aufmerksamkeit eines Elternteils zugutekommt.

Ernährung: Nicht alles ist verboten
Früher ging die Diagnose Diabetes mellitus mit Verzicht und Einschränkungen in der Ernährung einher. Vieles durfte nicht mehr gegessen und musste vom Speiseplan gestrichen werden. Doch die Behandlung und die Ernährungsempfehlungen bei Diabetes mellitus haben sich deutlich verändert und modernisiert. Die Ernährung sollte eine ausgewogene vollwertige Mischkost umfassen. Empfohlen werden viele Vollkornprodukte, reichlich Gemüse und bevorzugt pflanzliche Öle. Zudem hat Hafer eine positive Wirkung auf den Blutzuckerspiegel. Auch Süßigkeiten sind für Diabetiker kein Tabu mehr – wenn die Gesamtbilanz der Kalorien und Kohlenhydrate beachtet wird. Über die Ernährung können Diabetiker beeinflussen, wie stark ihr Blutzuckerspiegel ansteigt. Kohlenhydrate wie Zucker (zum Beispiel in Obst, Süßigkeiten) oder Stärke (etwa in Kartoffeln, Brot) lassen den Blutzuckerspiegel ansteigen. Typ-2-Diabetiker haben durch eine konsequente Umstellung der Ernährung sogar die Chance, ohne Medikamente und zusätzliches Insulin auszukommen.

Freizeiten für Kinder mit Diabetes
Für einige Kinder kann es ermutigend sein, andere Kinder mit einer Diabeteserkrankung kennenzulernen. Diabetes-Camps und Ferienfreizeiten können helfen, Betroffene zu stärken und sie auf ein Leben mit der chronischen Erkrankung vorzubereiten. Hier erleben sie eine Woche voller Aktivitäten und altersgerechten Diabetesschulungen. Die Deutsche Diabeteshilfe (diabetesde.org) hat dazu auf ihren Seiten zahlreiche Angebote zu Reitcamps, Segeltörns, Skifreizeiten und erlebnispädagogischen Freizeiten.

 

Weitere Infos:
diabetesde.org
kinder-diabetes.com
stiftung-dianino.de/kinderdiabetes
mein-bdkj.de
deutsche-diabetes-gesellschaft.de
kindergesundheit.de
aok.de/pk/magazin/familie

 

Weitere spannende Gesundheitsthemen gibt es hier. 

Julia Schröder
Author: Julia Schröder

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