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Was machst du so? Markus Schlichtherle

Bildnachweis: Markus Schlichtherle

Markus Schlichtherle ist Producer, Songwriter und Komponist mit einem eigenen Tonstudio (Kanal 24) in Bochum. Als Producer hat er bereits an vielen Musikalben namenhaften Künstlern wie z.B. Christina Stürmer, Tim Kamrad oder Tom Beck mitgewirkt und deren Songs geschrieben. Außerdem ist Markus Schlichtherle Inhaber des Cafés KRTLND an der Herner Straße in Bochum. Der REVIERteens-Jugendreporterin Finja hat Markus mal einen Einblick in seinen spannenden Beruf gegeben:

Wie lautet Deine genaue Berufsbezeichnung?

Einmal bin ich Musikproduzent – und dazu gekommen ist in der Zeit Komponist und Songwriter. Meistens passiert das zusammen. Man komponiert die Stücke und die werden dann bei mir oder auch von mir produziert.

Wie kam es dazu, dass Du genau diesen Beruf ausüben wolltest?

Es war eher ein Zufall. Ich wollte eigentlich was ganz anderes machen. Eigentlich wollte ich nie was anderes machen, als Skateboardfahren, aber dann wollte irgendwer noch, dass ich was Schulisches mache. Dann habe ich Pädagogik studiert. Ich hatte aber selber eine Band, die auf dem Weg war, vielleicht was zu werden und wir wurden dann selbst in einem Studio produziert und während dieser Aufnahmen habe ich irgendwie gedacht ‚Ach, das ist ja ganz interessant hier‘ und dann bin ich da einfach sitzen geblieben. Die Band habe ich dann aber auch abgesagt. Ich wollte eigentlich nie vorne auf so einer Bühne stehen. Ich fand es eher interessanter, die Stücke zu schreiben und irgendwie zu versuchen, das musikalisch umzusetzen. Und dann habe ich der Band abgesagt und bin dann bei dem Produzenten im Studio geblieben und habe gefragt, ob ich da was machen darf. Also alles sehr zufällig.

Mit wie viel Jahren hast Du begonnen, Stücke zu schreiben und zu produzieren?

Mit 16 habe ich angefangen, selber Musik zu machen. Ich habe mir selbst das Gitarrespielen beigebracht, habe versucht, selber zu ma­chen und dann wurde das immer mehr: Es kamen Texte dazu – engli­sche Texte – obwohl ich echt nicht gut Englisch konnte. Aber im Laufe der Zeit wurde das dann immer besser.

Gibst Du auch so eine Art Schnupperkurse für Kinder und Jugendliche? So dass man mal in Deinen Beruf reinschauen kann?

Eigentlich eher nicht. Weil das in dem Moment eher abschreckend ist. Ich glaube, mein Beruf wird oft verwechselt mit dem Beruf des Technikers, der hinterm Pult sitzt. Ich habe zum Beispiel einen eige­nen Engineer, der viele Dinge für mich tut. Ich kann das auch selber, aber wenn man Musik produziert, konzentriert man sich darauf, die Visionen des Künstlers oder die eigenen Visionen umzusetzen und das ist nicht immer unbedingt technisch. Das heißt, teilweise sitzen wir da ganz lange rum und denken ganz lange, bis es dann am Ende zu dem wird, was ihr hinterher hört. Deswegen ist es meistens für Außenstehende eher uninteressant.

Sollte man für diesen Beruf denn irgendwelche Fä­higkeiten haben, um ihn ausüben zu können?

Ich glaube, die einzige Fähigkeit, die man haben muss, ist länger als zwölf Stunden mit fünf Leuten, die man nicht kennt, in einem Raum rumsitzen zu können, ohne sich an die Köpfe zu kriegen. Alles ande­re lernt man auf dem Weg. Natürlich muss man Interesse an Musik haben und die Lust Musik weiterzuentwickeln. Man muss noch nicht einmal zwingend ein Instrument spielen können. Ein Großteil der Pro­duzenten, die ich kenne, beschäftigt sich halt sehr viel mit Musik. Die sind sozusagen eine wandelnde Musik-Bibliothek. Die kennen diese ganze Musikentwicklung und haben damit einfach einen Erfahrungs­schatz, auf den sie zurückgreifen können.

Wie kann man den Beruf erlernen?

Also, es gibt verschiedene Arten von möglichen Abschlüssen. Aber für das, was ich eigentlich tue, ist es nicht zwingend nötig. Es ist eben nicht der technische Bereich. Ich mache diesen Bereich auch und dafür ist es ganz gut, ein Grundwissen zu haben. Das kann man in jedem Studio erlernen, sofern man da reingelassen wird. Aber da das sehr selten passiert, gibt es halt Schulen. Da kann man dann eine Ausbildung machen zum Sound-Designer oder zum Engineer.

Wie sieht denn so ein Tagesablauf bei Dir aus?

Immer unterschiedlich. Es kommt immer darauf an, was wir gerade machen. Es gibt einmal die Möglichkeit, dass es eine Plattenproduk­tion gibt. Dann haben wir uns vorgenommen, ein Stück zu schaffen und ich gehe ins Studio und wir versuchen mit den Musikern zusam­men, das Lied aufzunehmen und so zu gestalten, wie die Vision vor­her war. Das kann zwei Stunden dauern oder es dauert drei Wochen oder es klappt halt nie.

Also kann man gar nicht festlegen, wie lange so eine Produktion dauert?

Doch, denn das geben die Plattenfirmen vor. Aber es gibt trotzdem Platten, die dauern ewig, weil sie einfach so kleinteilig sind und ande­re Platten schafft man ganz schnell, weil der Weg ganz klar ist. Aber ich würde behaupten, dass man so zwischen zwei Wochen und vier Monaten eine Platte fertig bekommt.

Was würdest Du jemandem empfehlen, der diesen Job ausüben will?

Man kann jedes Studio in Deutschland anmieten, sofern es kein priva­tes Studio ist. Dann glaube ich, dass es am interessantesten ist, wenn man sich Bands sucht, die man gut findet, denen man helfen und mit denen man arbeiten will. Das kostet nichts. Man muss halt Zeit inves­tieren. Es gibt auch Studios, wo man nachts rein und aufnehmen kann und einfach seine Produktion selber macht. Und irgendwo auf diesem Weg werden sich dann neue Türen öffnen. Auf einmal stellt der Typ im Studio fest: „Hey, der kann ja was!“. Bei mir war es ganz genauso: Ich saß da einfach länger und irgendwann durfte ich dann eine Band aufnehmen. Es gibt auch den Weg über die gerade erwähnten Schu­len, aber ich glaube, der gerade beschriebene Weg klappt meistens ein bisschen besser und ist etwas individueller und man schnell, ob man das wirklich will.

 

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