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Osteopathie bei Kindern

Das ist der Traum eines jeden Kindes: Stethoskop, Spritze, Thermometer und Otoskop – auf all diese Instrumente verzichtet der Osteopath. Auch Medizin verschreibt er nicht. Die einzigen Hilfsmittel zur Diagnose und Behandlung sind seine Hände.

Was ist Osteopathie?

Die Osteopathie ist eine sanfte, alternative Heilmethode mit einem ganzheitlichen Therapieansatz und kann je nach Krankheitsbild als Alternative oder Ergänzung zur Schulmedizin betrachtet werden. Der Name setzt sich aus den griechischen Begriffen osteon (Knochen) und pathos (Leiden) zusammen. Es geht dabei weniger um die Bekämpfung der Symptome als vielmehr um die Erforschung der Störungsursache. Dies geschieht durch Ertasten und Berühren des gesamten Körpers. Der Osteopath entdeckt auf diese Weise Spannungsmuster oder Fixierungen. Mit kleinen manuellen Impulsen und Bewegungen versucht er, die Eigendynamik und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Die Spannung soll sich daraufhin lösen und die Symmetrie des Körpers wiederhergestellt werden. Das Ziel ist uneingeschränkte Beweglichkeit und die dauerhafte Befreiung von Schmerzen. In Deutschland erlangte die Osteopathie erst in den letzten Jahren größere Popularität und allgemeine Akzeptanz. Der Begründer dieser manuellen medizinischen Lehre ist der amerikanische Arzt Andrew Taylor Still (1828 – 1917). Den geschützten Titel „Diplomierter Osteopath“ (D.O.) darf nur tragen, wer eine fünfjährige (berufsbegleitende) Ausbildung absolviert hat.

Osteopathie für Kinder

Gründe für eine osteopathische Behandlung können vielfältig sein und beschränken sich nicht auf spezielle Personengruppen oder Krankheitsbilder. Therapeutische Erfolge lassen sich vor allem bei Säuglingen, Babys und Kleinkindern erzielen. Die ganzheitliche „Ursachenforschung“ erweist sich gerade bei den Kleinsten als sinnvoll, da sie noch nicht durch Sprache zu vermitteln wissen, wo genau der Schuh drückt. Kinder haben zudem den Vorteil, dass ihre bisherige Krankengeschichte überschaubar oder noch gar nicht vorhanden ist und somit bei der Untersuchung nicht berücksichtigt werden muss.

Die Behandlung selbst verläuft für die Kinder ohne Schmerzen. Meist empfinden sie die sanften Berührungen als angenehm und entspannend. Säuglinge und Babys schlafen mitunter auch mal ein. Durch das sensible Vorgehen kommt es gerade bei ihnen selten vor, dennoch treten manchmal kleinere Nebenwirkungen oder leichte Verschlechterungen der Symptomatik auf. Reagieren die Kinder positiv auf die Therapie, reichen oft nur eine oder wenige Sitzungen aus, um eine deutliche Verbesserung oder sogar die komplette Behebung des Problems herbeizuführen. Osteopathen empfehlen eine Therapie so früh wie möglich. Bereits bei Säuglingen erfolgreich behandelte Funktionsstörungen können nicht mehr zu größeren und schwerer zu behebenden physischen oder psychischen Schäden führen, so die Überzeugung.

Osteopathisch behandelbare Funktionsstörungen

Symptome, die möglicherweise auf eine Funktionsstörung hinweisen können, sind bei Säuglingen zum Beispiel Dauerschreien, häufiges Spucken, Koliken, aber auch Schlaf- und Verdauungsprobleme. Es ist denkbar, dass eine Blockade oder körperliche Asymmetrie dafür verantwortlich ist. In der Osteopathie geht man davon aus, dass der Auslöser nicht selten eine komplizierte Schwangerschaft oder eine schwere Geburt sein kann. Eine ungünstige Lage im Mutterleib oder das starke Pressen durch den engen Geburtskanal können unter anderem zu einer Verschiebung des Schädelknochens führen. In der Folge werden nicht nur Nervenstränge und Blutgefäße eingeengt, sondern der gesamte Körper über das Rückenmark in Mitleidenschaft gezogen.

Auch ohne Behandlung mögen sich die Symptome nach einiger Zeit von allein bessern. Dennoch kann das Risiko bestehen, dass sich die ursprünglich kleinen Beeinträchtigungen nach ein paar Jahren im Kindergarten- oder Schulalter zu größeren Auffälligkeiten entwickeln. Es besteht sogar die Annahme, dass Haltungsschäden, Kopf- und Rückenschmerzen, aber auch Konzentrationsschwächen, Verhaltensauffälligkeiten oder Entwicklungsverzögerungen ihren Ursprung nicht selten bereits in einer frühkindlichen Funktionsstörung haben und damit osteopathisch behandelbar sind. Mögliche weitere Gründe, sich für diese alternative Heilmethode zu entscheiden, können zudem Hauterkrankungen, kieferorthopädische Probleme und Krankheiten der inneren Organe und sogar Allergien und Asthma sein.

Osteopathie als Ergänzung zur Schulmedizin

Eine osteopathische Behandlung kann auch als Ergänzung zu schulmedizinischen Maßnahmen durchgeführt werden, zum Beispiel bei kieferorthopädischen Therapien. Der Osteopath korrigiert weder schiefe Zähne noch einen Überbiss, wohl aber bietet er eine begleitende Therapie an, die zu einem optimalen, dauerhaften und schmerzfreien Ergebnis ihren Teil beitragen soll. Eine Zahnspange mobilisiert extreme Kräfte in den Kieferknochen und -gelenken. Das Verschieben kann sich auf den gesamten Organismus negativ auswirken und zu Verspannungen und Schmerzen, zum Beispiel am Kopf oder am Rücken, führen. Ziel des Osteopathen ist es, diesen Beschwerden mit seiner ganzheitlichen Therapie entgegenzuwirken. Andersherum besteht auch die Möglichkeit, dass sich bereits bestehende Fehlstellungen und Asymmetrien im Körper negativ auf die Kieferentwicklung auswirken. Osteopathen raten deshalb dazu, Funktionsstörungen des Körpers schon im Vorfeld zu behandeln, damit eine kieferorthopädische Behandlung überhaupt dauerhaft erfolgreich sein kann.

Eine Sitzung beim Osteopathen dauert in der Regel 45 Minuten und kostet 50 bis 150 Euro. Einige gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten mittlerweile ganz oder teilweise.

Text: Katrin Hainke

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