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Kostenlose App „Perspektivwechsel“

Ignatz Kwiatkowski, zum Beispiel: Würde wohl lieber noch auf Zollverein unter Tage arbeiten, wenn ihm nicht der Staub auf die Lunge geschlagen wäre. Verdient jetzt als Flickschuster sein Geld. Dann Carl Cron. Werkseisenbahner zwischen dem Bochumer Verein und dem „Feindesland“ der vom Konkurrenten Krupp betriebenen Zechen Hannibal und Hannover. Oder Hans Hahn. Kleinbauer und Bergmann in zweiter Generation. Hat wahrscheinlich schon an der ältesten Fördermaschine des Ruhrgebiets gestanden, damals, im Muttental, als sie noch lief. Was sie, stellvertretend für viele andere, erlebt haben, als zwischen Ruhr und Lippe das größte Industriegebiet Europas entstand, lässt sich jetzt spannend, anschaulich und vor allem digital nachvollziehen. „Perspektivwechsel – Ruhrgebietsgeschichte erleben“ heißt das unter Federführung des Regionalverbands Ruhr (RVR) aufwendig und mit viel Liebe zum Detail versehene Projekt. Es bietet eine kostenlos verfügbare App und eine dazu passende Website (industriekultur.guide), auf denen sich die technische Revolution der vergangenen zwei Jahrhunderte aber auch der von schwerer Arbeit und oft Armut geprägte Alltag miterleben lassen. Soziale Zusammenhänge und Verwerfungen werden vor Ort begreifbar, und Industriegeschichte lässt sich in all ihren Dimensionen erfahren.
Ignatz, Carl, Hans und ein Dutzend weitere Protagonisten, erfundene Charaktere allesamt, nehmen ihre Nutzer mit in ein Ruhrgebiet, das es so zwar nicht mehr gibt, das aber die Grundlage bildet für die spannende, pulsierende Metropole von heute. Wo vor wenigen Jahrzehnten die Schwerindustrie den Takt vorgab, finden sich heute Museen, Veranstaltungshallen und Quartiere für neue Impulse und Ideen. „Perspektivwechsel“ bietet eine einfache und anschauliche Gelegenheit, all diese Orte zum Sprechen zu bringen – Tourentipps und GPX-Daten inklusive.
Aktuell gibt es drei Areale, die unabhängig voreinander erlebt werden können: das Muttental an der Ruhr, die Erzbahntrasse zwischen Bochum, Gelsenkirchen und Herne und natürlich das Areal Zollverein rings um die ehemals modernste Zeche der Welt. Dabei sind dem eigenen Entdeckergeist und der didaktischen Ausweitung keine Grenzen gesetzt. Denn die Erlebnisräume sind kein geschlossenes Gelände wie ein klassisches Museum. Mit dem Fahrrad oder zu Fuß geht es quer durch das Ruhrgebiet auf Routen zwischen 31 und 4 Kilometern Länge, die ganz nach fachlicher Schwerpunktsetzung verändert oder ausgeweitet werden können. Damit eignen sich die Areale für den Familienausflug genauso wie für außerschulische Exkursionen und Projekte.
An zahlreichen Infopunkten erfährt man mehr über Kostgänger, Taubenväter und die Aaken auf der Ruhr. Man folgt den Hausfrauen, die in beengter Arbeiterwohnung die Kostgänger betreuten, und nur selten, wenn es das Geld erlaubte, zum werkseigenen Konsum gingen. Und man sieht die Orte von denen aus die Direktoren hinausblickten auf die riesigen, immer weiter wachsenden Werke. „Perspektivwechsel“ ist daher mehr als ein Reiseführer in die Ruhrgebiets-Vergangenheit für Smartphone oder Tablet. Interaktiv lässt sich die unterschiedliche Sichtweise nachvollziehen, aus denen Arbeiter, Beamte oder Direktoren den rasanten Aufstieg der Industrie und die Entstehung einer in jeder Hinsicht von Industrie geprägten Region erlebten. Und nebenbei begegnet man dabei den industrie-kulturell geprägten Eventhallen, den ehemaligen Bahntrassen, die zu schwebenden Radtrassen wurden, den kunstvoll gestalteten Halden, versteckten Parks und Wäldchen, liebevoll renovierten Siedlungen und natürlichem einem echten Weltkulturerbe – den neuen Highlights und ewigen Erkennungszeichen der modernen Metropole Ruhr, einer Stadtlandschaft in tiefgreifendem Wandel.
„Perspektivwechsel – Ruhrgebietsgeschichte erleben“ ist kostenfrei verfügbar als Website und App für alle gängigen Systeme.
Weitere Infos zur Industriekultur und anderen Erlebnis-Highlights im Ruhrgebiet unter www.industriekultur.ruhr

Bildnachweis: Ruhr Tourismus GmbH

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