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Fit für die Schule: Augen & Co.

Mit dem Tag der Einschulung beginnt ein neuer Lebensabschnitt im Leben der Kinder. Während die ABC-Schützen seit Generationen zu hören be­kommen, dass damit der „Ernst des Lebens“ beginne, stehen Eltern immer wieder vor der Frage: „Ist mein Kind überhaupt körperlich, geistig und emotional in der Lage, die Schule zu besuchen?“. Zunächst sei gesagt: Jedes Kind entwickelt sich in seinem individuellen Tempo und auf sei­ne eigene Weise. Es hat seine persönlichen Stärken und Schwächen, Vorlieben und Abneigungen. Somit kann der Entwicklungsstand eines jeden Schulkindes ganz unterschiedlich sein.

Dennoch können beim Nachwuchs kindliche Entwicklungs­störungen auftreten, die in der Schule und im Alltag zu Pro­blemen führen können. Um Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen, gibt es in Deutschland die Früherkennungsunter­suchungen. In einem Zeitraum von sechs Jahren müssen Eltern innerhalb bestimmter Zeiträume mit ihrem Kind zum Kinderarzt gehen. Je nach Alter liegen die Schwerpunkte dabei auf unterschiedlichen Bereichen. Die letzte Früher­kennungsuntersuchung vor Schulbeginn ist die U9. Hier wird wieder ein besonderes Augenmerk auf Entwicklungs­auffälligkeiten gelegt, um bei Bedarf frühzeitig Behandlungs-und Fördermaßnahmen in die Wege leiten zu können. Das Sehvermögen wird getestet, Grob- und Feinmotorik sowie die Sprachentwicklung und das Sozialverhalten werden überprüft. Zudem gibt es ärztlichen Rat zu den Themen Ernährung, Bewe­gung, Unfallverhütung, Förderung der Sprachentwicklung sowie zum verantwortungsbewussten Umgang mit Medien. Außerdem wird die Kariesvorbeugung mit Fluorid empfohlen und es wird auf die zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen hingewiesen.
Ein weiterer wichtiger Termin, der vor Schulbeginn ansteht, ist die Schulein­gangsuntersuchung oder kurz SEU. In NRW ist sie gesetzlich vorgeschrieben, also Pflicht. Eine Schulärztin oder ein Schularzt des Gesundheitsamtes prüft da­bei, ob das Kind körperlich, geistig und emotional in der Lage ist, die Schule zu besuchen. Diese Untersuchung ist für alle Kinder und Eltern eine Hilfestellung, um gesundheitliche Beeinträchtigungen, die für den Schulbesuch relevant sind, wie zum Beispiel Seh-, Hör- und Sprachstörungen zu erkennen. Häufig fällt ein Kind mit einer Seh- oder Hörschwäche in der Schule durch Unkonzen­triertheit, schlechte Leistungen oder Kopfschmerzen auf, ohne dass beim Kind die genauen Ursachen gleich erkannt werden. Zudem hängen Probleme mit Augen und Ohren eng mit den Lese- und Schreibleistungen zusammen.

REVIERkind hat sich passend zum Schulstart mit den Entwicklungsschritten des kindlichen Hör- und Sehvermögens, der Sprache sowie mit der Zahnge­sundheit bei Kindern beschäftigt:

 

Ohren
Hörprobleme bei Kindern

Unser Gehör gehört zu unseren wichtigsten Sinneswahrnehmungen. Schließlich beruht unser Alltag darauf, dass wir unser Gegenüber hören und verstehen können. Umso wichtiger ist es, Störungen des Gehörs bei Kindern frühzeitig zu erkennen. Denn ein intaktes Gehör beeinflusst maß­geblich, wie sich Hören, Sprache und Sprechen entwickeln und damit auch das Kind insgesamt.
Das Gehör entwickelt sich bereits im Mutterleib und ist bei einem Neugeborenen voll funktionsfähig. Dennoch unterscheidet es sich zu Beginn noch von dem eines Erwachsenen. Während Erwach­sene das Gehörte sicher zuordnen können, müssen Kinder dies erst noch lernen. Etwa mit dem sechsten Lebensjahr ist die Hörfähigkeit voll ausgebildet. Gerade während dieser sen­siblen Phase, aber auch darüberhinaus ist es wichtig, Kinde­rohren vor Gefahren zu schützen. Verzichten Sie auf lautes Spielzeug und achten Sie im Alltag auf Lärmquellen wie Böller, platzende Ballons oder Hundebellen. Testen Sie die Lautstärke von Kopfhörern und Abspielgeräten, mit de­nen ihre Kinder Musik oder Hörspiele hören und schützen Sie Kinderohren vor Wind beziehungsweise Zug. Sensi­bilisieren Sie Ihre Kinder für die Thematik und versuchen Sie gemeinsam, Lärmquellen zu finden und zu vermeiden. Denn mit zunehmendem Alter gefährdet vor allem der sogenannte Freizeitlärm (Konzerte, laute Kopfhörer, Disko­thekenbesuch) das Hören, so dass bei immer mehr Jugend­lichen Hörschädigungen festgestellt werden. Zwar kann sich das Gehör von vorübergehenden Schädigungen durch Ruhe­pausen wieder erholen, kommt es jedoch häufiger zu starken Belastungen, können sich eine bleibende Schwerhörigkeit oder störende Ohrengeräusche entwickeln, die nicht heilbar sind.
Daneben gibt es auch angeborene Hörstörungen. Sie können heute je nach Ursache medikamentös oder operativ behandelt oder gut mit Hörgeräten oder Implantaten kompensiert werden. Schwerhörige Kinder können so – bei einer frühen Diagnose – meist normale Schulen besuchen und müssen nicht in Sondereinrichtungen beschult werden. Angeborene Hörstörungen können durch Hörscreenings bereits kurz nach der Geburt festgestellt werden. Die frühzeitige Diagnose ist wichtig, denn je später Hörstörungen festgestellt werden, desto größer sind die Folgen für die Kin­der. So wird ein Kind, bei dem eine höhergradige Schwerhörigkeit erst nach dem vierten Lebensjahr festgestellt wurde, nie richtig sprechen lernen. Bei einer früh erkannten Schädigung hingegen kann durch intensives Hör- und Sprachtraining z. B. durch Logopäden die nötige Ausreifung des Gehörs in den ersten Lebensjahren effektiv unterstützt werden. Wenn Sie also den Ver­dacht haben, dass ihr Kind unter Hörstörungen leidet, lassen Sie den Ver­dacht möglichst frühzeitig durch den Kinderarzt und gegebenenfalls fachärztlich prüfen.
Die so genannten Auditiven Wahrnehmungs- und Verar­beitungsstörungen (AVWS) sind eine weitere Form der Hörstörung, die vor allem dann auffällt, sobald das Kind in die Schule geht. Betroffene können zwar ganz normal hören, jedoch wird das Gehörte im Gehirn nicht korrekt verarbeitet. Je nachdem, in welcher Nervenregion das Defizit liegt, kann sich eine AVWS auf verschiedene Ar­ten auswirken. So haben manche Kinder Schwierigkeiten, einzelne Stimmen aus Störgeräuschen herauszuhören, so dass die Stimme des Lehrers im allgemeinen Klassenlärm untergeht und es schon nach kurzer Zeit zu Konzentrationsproblemen kommt. Oftmals haben betroffene Kin­der auch Schwierigkeiten, einzelne Laute aus Worten zu isolieren („Ist in Esel ein S?“), weshalb sie sich beim Schreibenler­nen schwertun. Auch das Merken einmal gehörter längerer Sätze oder Zahlenreihen kann eingeschränkt sein. Eine AVWS kann durch Ohrenärzte sowie Phoniater oder Pä­daudiologen – das heißt auf Störungen der Stimme und des kindlichen Hörens spezialisierte Ärzte – festgestellt werden.

Weitere Infos: Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e.V., www.dgpp.de

Bettina Fischer

 

Augen
Den richtigen Durchblick behalten

Wie das Laufen und Sprechen ist das Sehen eine dem Menschen gegebene Fähigkeit, die sich über Jahre entwickelt. Babys können von Geburt an sehen, allerdings noch unscharf und unkoordiniert. Scharfes und räumliches Sehen ist nämlich ein Lernprozess. Bis Sehfähigkeit und Gesichtsfeld ihre volle Leistung erreichen, ist das Kind im Schulalter. Laut Schätzungen des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands kann allerdings jedes zehnte Kind hierzulande nicht richtig sehen. 60 Prozent der Sehschwächen werden zu spät erkannt. Dabei kann eine lebenslange Sehschwäche bei rechtzeitiger Behandlung verhindert werden. Häufige Sehfehler bei Kindern sind zum Beispiel Schielen, Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit. Zeigen Schulkinder Schwächen beim Lesen, Schrei­ben und Rechnen, sollten neben der Diagnostik von beispielweise Legasthenie und Dyskalkulie auch augenärztlich-orthoptische Untersuchungen erfolgen, rät der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands.
Die Schwierigkeit, Sehprobleme bei Kindern zu erkennen, ist damit zu erklären, dass schlechtes Se­hen nicht wehtut und erste Schwächen zunächst von den Augen ausgeglichen werden. Außerdem haben sie keinen Vergleich. Hier sind also die Eltern gefragt. Sie müssen genau hinsehen und Auf­fälligkeiten bei ihren Sprösslingen beobachten. Sitzt das Kind immer dicht vor dem Fernseher oder hält es sich das Buch sehr nah vor die Nase, kneift es häufig ein Auge zu, blinzelt es, wird es schnell müde, wenn es sich konzentrieren muss oder liegt Unlust beim Malen, Ausschneiden oder Lesen vor? Bemerken Eltern dieses Verhalten bei ihren Kindern, sollten sie einen Augenarzt konsultieren. Zwar wird das Sehvermögen auch bei den U-Untersuchungen getestet, aber bei einem Facharzt können auch spezielle Abweichungen nicht übersehen werden. Augenärzte raten dazu, Kinder im Alter von dreieinhalb Jahren von einem Augenarzt untersuchen zu lassen, bei Augenvorerkrankun­gen in der Familie schon zwischen dem sechsten und neunten Monat. Kurzsichtigkeit nimmt weltweit bei Kindern und Jugend­lichen immer mehr zu. Wissenschaftler fanden he­raus, dass Kinder, die weniger als eine Stunde am Tag draußen verbringen, ein erhöhtes Risiko haben, kurzsichtig zu werden. Draußen kann das Auge entspan­nen, kann auf ferne Dinge scharf stellen. Zudem gibt es die so genannte Schulkurzsichtig­keit, die sich ab einem Alter von sechs Jahren entwi­ckelt. Tipp: Bei längeren Hausaufgaben oder Lesen sollte der Blick zwischendurch regel­mäßig ganz bewusst in die Ferne gerichtet werden. Zu vermehr­ter Kurzsichtigkeit bei Kindern kommt es ebenfalls durch die intensive Nutzung von Computern und Smartphones. Durch das lange und nahe Fo­kussieren kann es sein, dass sich das Auge darauf einstellt und kurzsichtig wird – als Schutzmechanis­mus. Kurzwelliges blaues Licht, das von Smartphones und Com­putern ausgestrahlt wird, sorgt für zusätzlichen Stress für die Augen.

Benötigt ein Kind eine Brille, sollte vor al­lem auf Form und Material geachtet werden. Bei den Kinderbrillen werden gerne Materialien aus dem Sportbereich verwendet, die meist kosten­günstiger, aber stabil und flexibel sind. Kontaktlinsen eignen sich ab etwa 16 Jahren.

Grundsatz: Auch wenn keine Sehbeschwerden oder Auffälligkeiten auftreten, sollte man mit seinem Kind regelmäßig zur Vorsorge zum Augenarzt gehen.

Weitere Infos: Berufsverband der Augenärzte Deutschland e. V., cms.augeninfo.de

 

Sprache
Logopädie kann helfen

Nicht alle Kinder lernen problemlos sprechen: eini­ge beginnen sehr spät, andere haben Fehler in der Aussprache oder einen sehr kleinen Wortschatz. Oft fällt erst auf, dass Kinder Probleme mit dem Spra­cherwerb haben, wenn sie eingeschult werden sollen. Richtiges Sprechen und das Verstehen von Zusammenhängen, gehört jedoch zu den wichtigs­ten Grundvoraussetzungen für einen erfolgreichen Schulanfang. Damit Eltern nachvollziehen können, was ihr Kind in welchem Lebensjahr sprachtechnisch bereits können sollte, gibt es so genannte Meilen­steine. Diese sind unter anderem auf der Internetseite des Deutschen Bundesverbands für Logopädie einseh­bar. So sollten Kinder im Alter von vier bis ungefähr fünfeinhalb Jahren unter anderem mit den Zischlauten s, ß, z, x die letzten Laute erworben haben und der Satz­bau sollte weitgehend abgeschlossen sein.

Sollten Kinder Nachholbedarf haben oder Eltern starke Probleme in der Aussprache bemerken, ist es hilfreich, einen Kinderarzt um Rat zu bitten. Dieser kann eine Überweisung für eine logopädische Untersuchung ausstellen. Dann können Logopä­dinnen und Logopäden einschätzen, ob Kinder Unterstützungs- oder Therapiebedarf haben.

Sprech- und Sprachauffälligkeiten können verschiedene Symptome und Ur­sachen haben. Es können Störungen im Bereich der Sprachentdeckung, des Sprachverständnisses, des Wortschatzes, der Aussprache, der grammatika­lischen Entwicklung und des Erzählens auftreten. Aber auch Störungen des Redeflusses, der Hörverarbeitung und des Lese-Rechtschreiberwerbs zählen dazu. Zu den Ursachen kindlicher Sprachstörungen gehören beispielswei­se Hörstörungen, neurologische oder motorische Störungen. Ebenso kann die Veranlagung zu einer Sprachschwäche auch vererbt werden. Außerdem trägt der zunehmende Gebrauch elektronischer Medien dazu bei, dass das Miteinander-Sprechen immer weniger wird. Dabei sind sprachliche Ange­bote von Kommunikationspartnern immens wichtig für die sprachliche Ent­wicklung der Kinder.

Weitere Infos: Deutscher Bundesverband für Logopädie e. V., www.dbl-ev.de

ZÄHNE
Gesunde Zähne zum Schulstart

„Schau mal, ich habe schon eine Zahnlücke!“ Stolz zeigt manch angehender ABC-Schütze nicht nur seinen neuen Ranzen, sondern auch sein Gebiss. Denn Schulstart heißt auch Zahnwechsel. Bei vielen Sechsjährigen fallen die ersten Milchzähne aus, die ersten bleibenden Zähne erscheinen. Mit dem Erreichen des siebten Lebensjahres können Kinder zweimal im Jahr zur Vorsorge gehen. Die Krankenkassen zahlen für Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 17 Jahren den zweimal jährlichen Zahnarztbesuch. Eine frühzeitige Vorsorge ist optimal für die Zahngesundheit. Die Zeiten, in denen Kinder Angst vorm Zahnarzthatten, sollten dabei längst passé sein. Denn moderne Zahnarztpraxen sind auch auf Kinderbesuch eingerichtet und personell für die Behandlung von Kindern ausgestattet. Bei der Kinderzahnvorsorge ist es wichtig, dass die gefurchten Kauflächen der neuen, bleibenden Backenzähne versiegelt werden. Diese so genannte Fissurenversiegelung schützt wirksam und dauerhaft vor Karies. Die engen Furchen auf den Kauflächen können mit der Zahnbürste nur schwer erreicht werden. Deshalb können sich hier besonders gut Mundbakterien ansiedeln. Bei Kindern und Jugendlichen entstehen etwa zwei Drittel aller Karies in diesen Fissuren. Kinder erfahren beim Zahnarztbesuch zudem, wie sie ihre Zähne optimal putzen. Empfehlenswert ist außerdem das Auftragen von Fluoridlack oder Gel. Diese schützen Zahnschmelz und Zähne. Mit dem siebten Lebensjahr sollten Kinder auch Erwachsenenzahncreme benutzen. Kinder, die ein erhöhtes Kariesrisiko haben, können zusätzlich einmal pro Woche Fluoridgelee verwenden. Regelmäßige Zahnarztbesuche schon bei Kindern haben neben dem frühzeitigen Erkennen von Defekten zudem den Vorteil, dass sie von allein auf die Gesundheit ihres Gebisses achten. Ängste können gar nicht erst entstehen und Kontrolle wird zur Routine. Ab dem zwölften Lebensjahr erhalten Jungen und Mädchen das Bonusheft ihrer Krankenkasse. Regelmäßige Zahnarztbesuche, die im Bonusheft ordentlich dokumentiert sein sollten, können später bares Geld wert sein. Denn wird später einmal ein Implantat oder eine Krone notwendig, zahlen die Krankenkassen einen höheren Zuschuss, wenn der Patient entsprechend nachweisen kann, dass er regelmäßig den Zahnarzt besucht hat. Bei der Pflege des Bonusheftes gilt auch: Früh übt sich. Denn Eltern können ihren Kindern im Teenageralter das Bonusheft übergeben, so dass die Jugendlichen ihre Zahnarzttermine selbst eintragen und lernen, sich für ihre Gesundheit verantwortlich zu fühlen.

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