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Logopädie bei Sprachstörungen

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Als die Diraffe Dings macht hat…
Logopädie
bei Sprach(Entwicklungs)Störungen


Kommunikation ist elementar für das Leben in unserer komplexen Welt. Wir tun gut daran, Kinder zu fördern, während sie lernen zu sprechen und „ihre Sprache finden“. Stellen sich Störungen ein, kann eine logopädische Behandlung helfen.

Logopädische Handlungsfelder

Bereits im Säuglingsalter zeigt sich die uns Menschen angeborene Fähigkeit zum Spracherwerb. Früh schon werden erste Laute geformt, die beteiligten Organe werden übend zum Einsatz gebracht: der Kehlkopf mit den Stimmlippen, der Nasen- und Rachenraum und der Mundraum mit Lippen, Zunge, Gaumen sowie das Atmungssystem. Physiologische Störungen in diesen Bereichen können angeboren oder erworben sein. Daneben gibt es Störungen, die nicht unmittelbar mit den körperlichen Gegebenheiten zusammenhängen.

Man unterscheidet in der Logopädie zwischen Stimmtherapie, Schlucktherapie, Sprechtherapie und Sprachtherapie.

Die Begriffe Sprechtherapie und Sprachtherapie verschwimmen unter Nicht-Fachleuten häufig. Die Sprechtherapie beschäftigt sich mit der Bildung von Lauten, mit Sprechtempo und -flüssigkeit sowie Betonung und Stimmeinsatz. Sprechstörungen sind zum Beispiel Stottern oder Poltern sowie verschiedene Artikulationsstörungen, landläufig zum Beispiel als Lispeln oder Nuscheln bezeichnet. Die Sprachtherapie hingegen kommt zum Einsatz, wenn sich abweichend von der normalen Entwicklung Störungen beim Spracherwerb zeigen.

Häufige Sprachstörungen bei Kindern

Wenn Kinder bestimmte Laute nicht oder nicht korrekt anwenden können, spricht man von Störungen des Lauterwerbs. Laute, die das Kind (noch) nicht formen kann, werden zum Beispiel weggelassen oder ersetzt. Fehlt einem Kind beispielsweise der Laut „g“ und es ersetzt diesen durch den bereits erworbenen Laut „d“, wird aus der „Giraffe“ eine „Diraffe“.

Störungen des Wortschatzes fallen unter anderem dadurch auf, dass das Kind anstelle konkreter Substantive (wie Hund, Auto, Haus) unspezifische Begriffe wie „Dings“ verwendet oder anstelle konkreter Verben (wie laufen, essen, spielen) unspezifische wie „machen“ gebraucht. Gesuchte Wörter werden auch durch solche ersetzt, die ähnlich klingen, obgleich sie einem völlig anderen Kontext angehören.

Störungen der Grammatik betreffen die Bildung von Wörtern im Satzzusammenhang und die Satzbildung. Verben werden beispielsweise nicht (richtig) gebeugt („Du sehen.“), Vorsilben ausgelassen („Ich habe hört.“) oder Wörter nicht korrekt zu einem Satz zusammengefügt („Lena schöne Puppe hat.“).

Kinder mit Störungen des Textverständnisses und der Textproduktion haben Schwierigkeiten, Gehörtes, Gelesenes oder Erlebtes zusammenhängend und in korrekter Reihenfolge zu erzählen.

Pragmatische Störungen betreffen neben der verbalen Kommunikation auch die nonverbale Ebene beziehungsweise die Kombination beider Ebenen. Typische Symptome sind beispielsweise ein geringer Blickkontakt, das Nachsprechen von Gehörtem, ausweichende Formulierungen oder generell das Vermeiden von Gesprächen.

Früherkennung und Ursachenklärung

Vor allem die drei erstgenannten Störungsbilder dürften vielen Eltern bekannt vorkommen, und schnell ist der Satz: „Das wächst sich aus!“ formuliert. In der Tat verläuft die Sprachentwicklung bei Kindern in sehr unterschiedlichem Tempo. Um das zweite Lebensjahr sind mehr als ein Drittel aller Kinder sogenannte „Late Talker“. Etwa die Hälfte dieser „späten Sprecher“ holt den Rückstand bis zum dritten Lebensjahr wieder auf. Eine auf die Förderung der Sprachentwicklung ausgerichtete Verhaltensweise der Eltern ist hierbei ebenso hilfreich wie gezielte Programme zur Sprachförderung, zum Beispiel in Kindergärten. Doch bei einer Sprachentwicklungsstörung (kurz SES genannt), bei der oft mehrere der oben genannten Bereiche gleichzeitig betroffen sind, reicht dies allein nicht aus, und eine Sprachtherapie wird erforderlich. Für deren Wirksamkeit ist eine frühzeitige Diagnose durchaus von Bedeutung.

Genau das Alter um das zweite und dritte Lebensjahr wird als „sprachsensible Phase“ bezeichnet. Schon eine anhaltende Mittelohrentzündung in dieser Zeit kann eine nachhaltige SES verursachen. Daneben kommen Hörstörungen, Behinderungen, psychische Störungen und Weiteres mehr als Ursache in Betracht. In diesen Fällen richtet sich die Therapie zum einen auf die verursachende Störungen oder Erkrankung und zum anderen auf die Beseitigung der durch sie hervorgerufenen Sprachstörung. Liegt keine erkennbare Ursache vor, spricht man von einer „umschriebenen Sprachentwicklungsstörung“ (kurz USES).

Den pädiatrischen Vorsorgeuntersuchungen (U-Untersuchungen) kommt eine besondere Bedeutung bei der Früherkennung und Prävention von (U)SES zu. Und auch außerhalb des Turnus der U-Untersuchungen ist der Kinderarzt ein erster Ansprechpartner für besorgte Eltern. Stellt er Anzeichen einer Störung fest, wird er versuchen, die Ursache festzustellen und zur Sprachtherapie an einen Logopäden oder eine Logopädin verweisen. Beratung, etwa zur Beurteilung, ob die Sprachentwicklung eines Kindes altersgerecht ist, bieten auch sozialpädiatrische Zentren, Frühfördereinrichtungen, Einrichtungen der Gesundheitsämter und einige logopädische Praxen an.

Logopädische Diagnostik und Therapie

Im Rahmen der logopädischen Diagnostik wird zunächst eine Anamnese erhoben. Die Eltern werden zur sprachlichen, sozialen und allgemeinen Entwicklung des Kindes sowie zu etwaigen Erkrankungen befragt. Der direkte Kontakt mit dem Kind wiederum erlaubt dem Logopäden oder der Logopädin eine erste Einschätzung seiner kommunikativen Fähigkeiten. Darüber hinaus stehen verschiedene Test- und Screeningverfahren zur Verfügung, um die sprachlichen Fähigkeiten des Kindes zu beurteilen beziehungsweise vorhandene Störungen zu diagnostizieren. Auf der Grundlage des so erstellten Befunds werden die Therapieschwerpunkte festgelegt und der Therapieverlauf geplant. Je nach Art der Störung und Alter des Kindes werden verschiedene Therapiemethoden angewendet.

Nach der aktuellen Gesetzeslage fallen Maßnahmen der Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie in die Kategorie der „Heilmittel“. Werden sie von einem Arzt verordnet, werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen.

Bettina Schaefer

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