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Und was machst Du so? Romy Schmidt

Bildnachweis: Julia Schröder

Romy Schmidt (l.) ist seit der Spielzeit 2015/2016 Künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin des PRINZREGENTTHEATERs Bochum – und das mit Erfolg. 2017 beispielsweise gewann ihre Inszenierung von „Die Schöne und das Biest“ den 1. Platz des nachtkritik.de-Theatertreffens. Der REVIERteens-Jugendreporterin Julie (r.) hat Romy Schmidt mal einen Einblick in ihren spannenden und wirklich umfangreichen Beruf gegeben.

Julie: Was sind die täglichen Aufgaben in Ihrem Beruf? Wie sieht ein normaler Arbeitstag aus?

Romy Schmidt: Als künstlerische Leiterin hat man einen riesigen Aufgabenbereich. Da sieht jeder Tag ein bisschen anders aus. Ich gestalte auch zusammen mit dem künstlerischen Leitungsteam Sandra Schuck und Frank Weiß das ganze künstlerische Konzept. Wir bauen für eine Spielzeit einen Spielplan. Eine Spielzeit fängt für die Öffentlichkeit Anfang Oktober an. Für uns geht sie den ganzen Sommer durch, da wir vorproduzieren müssen.

Dann kommen zusätzlich noch Gastspielanfragen oder wir gehen mit einem Stück nach draußen. Da handele ich sowohl künstlerisch als auch in meiner Funktion als Geschäftsführerin. Ich schaue, welche Konditionen haben wir oder welche Konditionen kriegen die Leute, die hierher kommen. Bei Gastspielanfragen gucke ich zudem, ob es ins Konzept und in den Spielplan passt. Wir hatten auch bis zur letzten Spielzeit ein Geflüchteten-Ensemble. Der Plan ist es, dieses wieder aufzunehmen und es als internationales Ensemble auszubauen. Da ist dann ganz viel juristischer und politischer Hintergrund zu klären. Außerdem inszeniere ich auch selbst und berate zudem noch unseren Jugendclub. Es gibt halt sehr viele Bereiche – sowohl künstlerisch als auch geschäftsführerisch.

Julie: Wer sind die JUNGEN PRINZ*ESSINNEN und wie kann man Teil von ihnen werden?

Romy Schmidt: Wir haben zwei Jugendclubs: Das sind die JUNGEN PRINZ*ESSINNEN 15+ und noch ein kleiner Jugendclub. Der gründet sich immer wieder neu. Das hat damit zu tun, dass Kinder von 10 bis 14 Jahren nicht über zehn Monate an einem Projekt dabei bleiben und wir auch immer wieder neuen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben wollen, mitzumachen. Vor allem denjenigen, denen sonst der Zugang zur Kultur nicht so einfach gemacht wird.

Die JUNGEN PRINZ*ESSINNEN gibt es jetzt die dritte Spielzeit, unter der Leitung von Clara Nielebock. Bei uns geht der Altersbereich von 15 bis 20 Jahren. Das ist eher so berufsvorbereitend. Viele von ihnen gehen danach auf die Schauspielschule. Einer ist jetzt auf der Folkwang Universität angenommen worden und der andere an der Ernst Busch Schule in Berlin, was natürlich auch für uns große Erfolge sind.

Teil werden kann man so: Wir machen eine Ausschreibung und darauf können sich die Jugendlichen melden. Wir arbeiten dann ein bisschen zusammen und schauen, ob es für sie wirklich das Richtige ist. Wir haben dann am Ende immer ungefähr sieben bis zehn Spieler. Die JUNGEN PRINZ*ESSINNEN spielen ganz normal wie die Schauspieler und verpflichten sich, pünktlich zu kommen und aufzutreten. Das ist eine große Verantwortung.

Julie: Wie kommt man denn als Regisseur auf neue Ideen oder wie wählt man neue Stücke aus?

Romy Schmidt: Erstmal machen wir einen Spielplan unter einem bestimmten Thema. Dieses Jahr lautet es „Wahrheit und Pflicht“. Wir machen uns Gedanken darüber, welche Themen in der jetzigen Zeit spannend sind und wählen dazu die Stücke aus. Ich schreibe dem Jugendclub oder einem anderem Regisseur jetzt nicht vor, wie er was zu machen hat, sondern teile unsere Gedanken und das Spielzeitmotto mit. Dann kommen Vorschläge und wir schauen gemeinsam, ob es passt. Man muss natürlich auch gucken, was in anderen Häusern läuft oder wann wir es das letzte Mal gespielt haben. Es spielen viele Komponenten mit rein.

Julie: Was für Eigenschaften oder Fähigkeiten sollte man mitbringen, um ein Theater leiten zu können oder selbst Stücke zu inszenieren?

Romy Schmidt: Also als Regisseur sollte man auf jeden Fall Menschen gegenüber sehr offen sein, sehen, wer einem gegenüber sitzt, und welche Fähigkeiten derjenige mitbringt. Und man sollte sich jeden Tag aufs Neue für Menschen begeistern können, eine Liebe zu Menschen haben – das ist mir ganz, ganz wichtig. Natürlich spielen Kreativität und die Fähigkeit, aus dem ganzen künstlerischen Wust heraus ein Konstrukt und eine Struktur zu bauen, eine große Rolle. Man benötigt zudem Durchhaltevermögen und ein ganz hartes Fell. Wenn man nach Sicherheiten strebt, ist es wohl eher nicht der richtige Beruf, weil es finanziell und sicherheitsmäßig echt schwierig ist. Künstler müssen natürlich am Wochenende und abends arbeiten und im kulturellen Bereich ist eben nicht so viel Geld vorhanden wie in der freien Wirtschaft. Es sollte eine Leidenschaft sein und man sollte seine eigenen Grenzen kennen.

Julie: Welche Ausbildungen und Studiengänge gibt es, wenn man Schauspielerin oder Regisseurin werden möchte?

Romy Schmidt: Klassisch über die Schauspielschule eigentlich. Regie kann man studieren. Regisseur kann man aber auch werden, indem man in den Theaterhäusern Regieassistenz macht. Das bedeutet: erstmal zugucken, ganz viel lernen, ganz viel organisieren, alle Bereiche für den Regisseur koordinieren. Zudem kann man versuchen, eine eigene Inszenierung in dem jeweiligen Haus zu bekommen. Ich habe es über diesen Weg gemacht. Ich war Regieassistentin an verschiedenen Häusern und habe immer nebenbei sehr viel inszeniert, weil es für mich wichtiger war, diesen Beruf in der wirklich sehr harten Realität zu lernen und zu gucken, ob ich das überhaupt aushalte.

Julie: Hatten Sie denn nach dem Abitur einen anderen Traumjob?

Romy Schmidt: Also ich war ganz gelassen und wusste noch nicht genau, wo die Reise hingehen sollte. Ich finde, wenn man gerade erst 19 Jahre alt ist, muss man noch nicht wissen, was man sein ganzes Leben tun will. Man sollte einfach ein bisschen ausprobieren, Praktika machen und sich ein bisschen mit der Realität auseinandersetzen, denn oft hat man ja so ein Bild im Kopf und hinterher entspricht dieses Bild gar nicht wirklich der Realität. Ich hatte auch andere Traumjobs, die ich dann aber nicht verfolgt habe. Aber man hat ja viele Träume!

 


Anmerkung der Redaktion: Die künstlerische Leiterin des PRINZREGENTTHEATERs Bochum, Romy Schmidt, hat Anfang März 2018 ihren Rücktritt zum Ende der Spielzeit erklärt. Wir wünschen ihr auf ihrem weiteren Weg alles Gute!

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