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Schulfrust statt Schullust

Aus der Zwei in Mathe wird plötzlich eine Fünf, blaue Briefe flattern ins Haus, mit der Konzentration will es nicht mehr so recht klappen, der Unterricht ist blöd und die Lehrer sowieso – da ist es doch nur legitim, auch mal ein wenig zu stören und sich aufzulehnen. Stellen sich zudem körperliche Symptome wie Bauch- oder Kopfschmerzen ein, sollten bei Eltern alle Alarmglocken läuten. Denn wenn Schule zum Problem wird, steckt meist mehr dahinter als nur eine vorübergehende Unlust ihres Kindes.

Breites Feld an Schulproblemen
Probleme in der Schule äußern sich in vielfältiger Weise. Erster Indikator sind zumeist die schlechter werdenden Noten. Nur allzu schnell fällen Eltern angesichts minderer Schulleistungen das folgenschwere Urteil: Mein Kind ist faul! Doch die vermeintliche Faulheit ist selten die Ursache, sondern vielmehr ein Symptom für tiefer liegende Probleme. Stellt sich also die Frage nach dem Warum. Die Ursachenforschung ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg, die richtigen Lösungen für das Beseitigen der Schulschwierigkeiten zu finden. Dafür braucht es Geduld, Ruhe und Zeit und mitunter professionelle Unterstützung, um den Kindern die benötigte gezielte Hilfe zukommen zu lassen. Neben schlechten Noten gibt es ein weiteres, breites Feld an Schulproblemen sowie deren Symptomen. Verhaltensauffälligkeiten stehen dabei in der Skala ganz weit oben. Die Bandbreite reicht vom Klassenclown über den permanenten Störenfried bis hin zum Schulschwänzer und bedeutet eine außergewöhnliche Belastung und Herausforderung für alle Beteiligten. Kinder mit Konzentrationsschwierigkeiten, die gerne in die Kategorie „Träumer“ eingeordnet werden, weil sie gedanklich abschweifen; hyperaktive Kinder, die mit ihren überbordenden Aktivitätsschüben anecken; Lernblockaden, die schon im frühen Kindesalter zu Prüfungsängsten führen sowie Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche komplettieren das
Feld der Schwierigkeiten, mit denen Schulkinder zu kämpfen haben.

ADHS oder das „Zappelphilipp-Syndrom“
„Ob der Philipp heute still wohl bei Tische sitzen will?“ Wer die Geschichte des Zappelphilipps aus dem Struwwelpeter kennt, weiß, wie sie ausgeht: Dem Knaben gelingt es nicht, ruhig sitzen zu bleiben. Er wippt solange auf seinem Stuhl herum, bis er umfällt und dabei alles mit sich reißt, was auf dem Tisch steht. Was der Arzt und Psychiater Heinrich Hoffmann im Jahr 1845 in seinem Kinderbuch beschrieb und illustrierte, wird heute im Fachjargon als Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) bezeichnet. Keine inszenierte Verhaltensauffälligkeit oder ein Erziehungsdefizit, dass sich beheben lässt, sondern eine Krankheit, unter der rund fünf Prozent der unter achtjährigen Kindern leiden – ausgelöst durch Veränderungen im Gehirnbotenstoffwechsel. Permanentes Zappeln, Unkonzentriertheiten sowie eine extrem leichte Reizbarkeit und Impulsivität der Kinder gehören zu den Symptomen der Krankheit.
Heilbar ist ADHS bislang noch nicht, dafür gibt es eine Vielzahl an Behandlungsmethoden, die positiv Einfluss nehmen. Zumeist bestehen sie aus psychotherapeutischer Behandlung, gepaart mit Medikamenten. Wie bei den meisten Krankheiten ist ein frühes Erkennen wichtig. Wobei der Grad zwischen „lebhaftem Kind“ und einer Störung aufgrund von ADHS nicht ganz einfach ist. Dennoch: Haben Eltern das Gefühl, dass ihr Kind  unkontrolliert impulsiv und aggressiv ist, unter Stimmungsschwankungen und Konzentrationsschwierigkeiten leidet, sollte der Rat eines Arztes eingeholt werden. Eine endgültige Diagnose können nur speziell ausgebildete Kinderärzte oder Kinderpsychologen stellen.

Lese-Rechtschreib-Störung/Rechenschwäche
Nicht jedes Kind wird den Vorlesewettbewerb an seiner Schule gewinnen, nicht jedem Schüler liegt wie Graf Zahl das Rechnen im Blut. Wenn sich Wörter und einfache Texte allerdings in einen nahezu undurchdringbaren Buchstabenwald verwandeln und einfache Rechenaufgaben ein
kaum zu entwirrendes Zahlenlabyrinth darstellen, handelt es sich um Lernauffälligkeiten, die einer gezielten Förderung bedürfen. Kindern mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) fällt der Umgang mit Buchstaben und Wörtern ungewöhnlich schwer. Sie lesen sehr langsam und stockend, lesen Buchstaben einzeln vor, weil sie sie nicht als Wort erkennen, übersehen und vertauschen Wörter und verstehen zudem den Sinn der Texte nicht. Darüberhinaus ist die Fehlerquote bei der Rechtschreibung extrem hoch.
Wenn das Zählen Kopfzerbrechen bereitet und Rechnen sich als unüberwindbare Hürde erweist, liegt aller Wahrscheinlichkeit eine Rechenschwäche, die sogenannte Dyskalkulie, vor. Betroffene Kinder haben Schwierigkeiten, den Zahlenraum über zehn zu erfassen. Sie nehmen in der Regel beim Zählen und Rechnen die Finger zur Hilfe und sind gänzlich überfordert, wenn zwischen den Rechenarten gewechselt wird.
Ob Zahlen- oder Buchstabensalat – Lernen macht in beiden Fällen aufgrund fehlender Erfolgserlebnisse wenig Spaß und intensives Üben allein reicht nicht aus. Eltern sollten auf professionelle Unterstützung zurückgreifen. Denn nur mit gezielten Fördermaßnahmen kann hier Abhilfe geschaffen werden. Diverse Institute stehen dafür mit geschulten Fachpädagogen zur Verfügung. Dort wird in der Regel durch Tests ermittelt, ob Förderbedarf besteht. Ist dies der Fall, wird ein individueller Förderplan erstellt, der dem Kind hilft, seine Defizite zu überwinden.

Verhaltensauffälligkeiten
„Jetzt beginnt der Ernst des Lebens!“ Wohl kaum ein Kind entrinnt bei der Einschulung diesem bedrohlich anmutenden Satz, der den ohnehin schon schweren Tornister mit einer zusätzlichen Hypothek belastet, die es zu schultern gilt. Tatsächlich beginnt mit dem Übergang vom Kindergarten in die Schule ein neuer Lebensabschnitt, der die gesamte Familie vor neue Herausforderungen stellt. Nicht selten treten bereits während der Grundschule Probleme zu Tage, die zu familiären Belastungen führen. Kinder reagieren auf Schwierigkeiten in der Schule in der Regel mit  Verhaltensauffälligkeiten, die unterschiedlichste Formen annehmen können. So gibt es Schülerinnen und Schüler, die permanent den Unterricht stören, im Miteinander mit den Mitschülern aggressiv, respektlos und unbeherrscht agieren oder durch ein hohes Maß an Destruktivität auffallen. Aufmerksamkeit um jeden Preis, scheint ihr Motto zu lauten. Dahinter verbirgt sich zumeist ein hohes Maß an Frustration, Hilflosigkeit und Enttäuschung, deren Ursachen mit viel Einfühlvermögen zu ergründen sind.
Im Gegensatz zu den „Störenfrieden“ fallen die „Träumer“ kaum auf. Doch ihr Rückzugsverhalten, wenn sie gedankenverloren aus dem Fenster starren und sich aus dem Unterricht „wegbeamen“, ist nicht weniger problematisch. Einhergehend mit Konzentrationsschwierigkeiten und Lernblockaden ist ihr Verhalten Ausdruck von Überforderung oder Ängsten. Meist entwickeln diese Kinder zusätzlich Vermeidungsstrategien, simulieren Krankheiten, um nicht zur Schule gehen zu müssen oder schwänzen den Unterricht – und das durchaus schon im Grundschulalter.

Gründe sind vielfältig
Können ADHS, LRS oder Dyskalkulie als Ursachen für die Schulprobleme ausgeschlossen werden, liegen die Ursachen oftmals im familiären Umfeld. Die Trennung der Eltern, fehlende Aufmerksamkeit und Zuwendung durch die Berufstätigkeit beider Elternteile, der Tod der Oma, der Umzug der besten Freundin – es gibt viele Gründe, die Kinder in eine Krise stürzen können. Auch eine extrem hohe Erwartungshaltung bezüglich der schulischen Leistungen seitens der Eltern kann Versagensängste und Lernblockaden hervorrufen, weil die Kinder am Leistungsdruck scheitern oder sich permanent überfordert fühlen.
Immer häufiger geraten Schüler durch Mobbing in Stresssituationen. Meist trifft es schüchterne, zurückhaltende Kinder, die in die Rolle des Außenseiters gedrängt und Opfer gezielter Attacken werden. Sie stehen hilflos Feindseligkeiten, Beschimpfungen, Beleidigungen oder falschen Anschuldigungen gegenüber, die letztlich in Erpressungen und körperlicher Gewalt gipfeln können.

Hilfe für Eltern und Schüler
Schulprobleme bedeuten emotionalen Dauerstress für Kinder und Eltern. Umso wichtiger ist es, die Ursachen zu ergründen und Lösungen zu finden. Erziehungsberechtigte sollten sich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Fachleute begegnen den Problemen mit der notwendigen Distanz, sind emotional nicht involviert und verfügen über das nötige Know-how, um für Entlastung und Hilfe zu sorgen. In der Schule stehen neben den Lehrkräften Beratungslehrer und Schulpsychologen zur Verfügung. Der Weg zu einer Erziehungsberatungsstelle könnte ebenso eine Alternative sein wie ein Gespräch mit Psychotherapeuten, Kinderpsychologen oder dem Kinderarzt. Um den Lernauffälligkeiten zu begegnen, gibt es Nachhilfe- und Lerninstitute, die Kinder und Eltern auf dem Weg zu einer entspannten und erfolgreichen Schullaufbahn unterstützen.

 

 

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